Menschenmassen auf der Straße

Zwischen Aufbruch und Zerrissenheit. Das demokratische Württemberg 1919–1933

Vorträge – Lesung – Führungen – Studienfahrten 2019

In Kooperation mit dem Haus der Geschichte Baden-Württemberg und in Zusammenarbeit mit dem Hospitalhof Stuttgart veranstalteten wir 2019 wieder eine Vortragsreihe – ergänzt durch zahlreiche Studienfahrten, Exkursionen und Führungen.

Titel des Faltblattes

Vor 100 Jahren wurde aus dem Königreich Württemberg eine Republik und eine parlamentarische Demokratie: derVolksstaat Württemberg. Nach der Abdankung König Wilhelms II. im November 1918 schuf sich Württemberg am 26. April 1919 erstmals eine demokratische Verfassung mit einer gewählten Regierung. Dieser epochale Umbruch hatte vielfältige Folgen für Gesellschaft und Politik, denen der Schwäbische Heimatbund 2019 in einer gemeinsamen Vortragsreihe mit dem Haus der Geschichte Baden-Württemberg sowie in zahlreichen Studienfahrten und Führungen nachgehen will.

Die Vorträge lenken den Blick zunächst auf die Ursprünge und Auslöser der Entwicklungen, von denen die junge Demokratie Zeit ihres Bestehens geprägt war: Waffenstillstand und Revolution. Die folgenden bewegten Zeiten zwischen Aufbruch und Krisen werden an politischen Köpfen verdeutlicht, die für die gesellschaftlichen Veränderungen und die Demokratie standen: zum einen jüdische Politiker, die teils tragende Rollen übernahmen, und zum anderen Frauen, die nun auch als Parlamentarierinnen mitgestalteten. Den Abschluss bildet ein Blick auf die pulsierende Kultur und Gesellschaft der Hauptstadt in den Roaring Twenties.

Diesen Aspekten und vielen mehr werden wir an Originalschauplätzen zwischen Biberach, Stuttgart und Dessau nachspüren. Auch die Große Landesausstellung »Vertrauensfragen. Der Anfang der Demokratie im Südwesten 1918–1924« im Haus der Geschichte würdigt derzeit die Umstände einer sich rasant ändernden Gesellschaft in unserem Land.

Wir laden Sie herzlich ein, mit dem Schwäbischen Heimatbund in einen aufregenden Abschnitt der Landesgeschichte einzutauchen und dabei viel Neues und Ungewöhnliches zu erfahren.

Die Große Landesausstellung »Vertrauensfragen«

Zwischen dem 30. September 2018 und dem 11. August 2019 findet im Haus der Geschichte Baden-Württemberg die Große Landesausstellung »Vertrauensfragen. Der Anfang der Demokratie im Südwesten 1918-1924« statt. Wir weisen gerne auf diese umfangreiche Darstellung einer facettenreiche Epoche hin. Auf der Homepage des Hauses der Geschichte finden Sie alle Informationen dazu. Im Begleitprogramm bietet auch das Haus der Geschichte mehrere Führungen und Vorträge an. Zwei von Ihnen finden Sie in der nachfolgenden Übersicht.

Ort der SHB-Vorträge

Hospitalhof Stuttgart
Büchsenstraße 33, 70174 Stuttgart
U- und S-Bahn Haltestellen Stadtmitte oder Berliner Platz/Liederhalle

Ort der Vorträge des Hauses der Geschichte

Haus der Geschichte, Otto-Borst-Saal
Konrad-Adenauer-Straße 16, 70173 Stuttgart
U-Bahn Haltestelle Charlottenplatz
Anmeldung: veranstaltungen@hdgbw.de oder (0711) 2123989

Vorträge

Donnerstag, 24. Januar 2019, 19 Uhr, Haus der Geschichte

Prof. Dr. Dieter Langewiesche
Keine Revolution ohne Gewalt

Ist die deutsche Revolution stecken geblieben, weil die sozialdemokratischen Revolutionäre zu viel Vertrauen in den Reformwillen der Nationalversammlung gesetzt haben? Der Tübinger Historiker Dieter Langewiesche wird diese vieldiskutierte Frage in zwei Richtungen erörtern: Welche Handlungsspielräume sahen die Akteure? Welche Einsichten bietet die europäische Revolutionsgeschichte für die Wechselwirkung zwischen Reformintensität und politischer Gewalt?
Auftakt der gemeinsamen Vortragsreihe mit dem Schwäbischen Heimatbund.

Freier Eintritt
Anmeldung: veranstaltungen@hdgbw.de oder (0711) 2123989

Prof. Dr. Dieter Langewiesche ist emeritierter Professor am Historischen Seminar der Universität Tübingen. Er gehört zu den führenden Experten für die Geschichte des Nationalismus und Liberalismus und erhielt zahllose nationale und internationele Preise.

Donnerstag, 28. Februar 2019, 19 Uhr, Haus der Geschichte

Prof. Dr. Jörn Leonhard
Waffenstillstand und Friedensschluss 1918/1919

Wie kamen Deutschland und die Deutschen im November 1918 aus dem Krieg? Was für Vorstellungen verbanden sie mit dem Frieden und dem Versprechen einer neuen Ordnung? Der Vortrag beleuchtet eine für die Geschichte des 20. Jahrhunderts zentrale Veränderungsschwelle: die dramatische Phase des »Traumlands« zwischen dem November 1918 und der Unterzeichnung des Versailler Friedensvertrags im Juni 1919. Er fragt nach dem Erbe aus Aufbruch und Untergang, Revolution und Friedenssuche.

Freier Eintritt
Anmeldung: veranstaltungen@hdgbw.de oder (0711) 2123989

Prof. Dr. Jörn Leonhard ist Professor am Historischen Seminar der Universität Freiburg, Lehrstuhl für Geschichte des Romanischen Westeuropa. 2010 erhielt er den Landesforschungspreis Baden-Württemberg für die Monographien Bellizismus und Nation: Kriegsdeutung und Nationsbestimmung in Europa und den Vereinigten Staaten 1750–1914 und Liberalismus – Zur historischen Semantik eines europäischen Deutungsmusters.

Donnerstag, 14. März 2019, 19 Uhr, Haus der Geschichte

Rudolf Guckelsberger
O Tage der Freiheit … (Wandellesung)

Das Drama der jungen Demokratie: auf der einen Seite große Erwartungen und enttäuschte Hoffnungen, auf der anderen Seite beharrliches Ringen um einen gerechten und sozialen Staat. Rudolf Guckelsberger liest in der Sonderausstellung Vertrauensfragen aus Tagebüchern und Erinnerungen eines radikalen Revolutionärs, einer engagierten Sozialarbeiterin, eines mystischen Propheten und des leutseligen badischen Staatspräsidenten.
(Wiederholung der Veranstaltung am 11. April 2019).

Kosten: 7 Euro (inkl. Eintritt)
Anmeldung: veranstaltungen@hdgbw.de oder (0711) 2123989

Rudolf Guckelsberger studierte katholische Theologie, dann Sprechkunst und Sprecherziehung in Stuttgart. Seit 1990 arbeitet er als Sprecher und Moderator beim Südwestrundfunk (SWR). Schwerpunkt seiner künstlerischen Tätigkeit ist die Konzeption und Präsentation von Lesungen.

Montag, 25. März 2019, 19 Uhr, Hospitalhof

Grußwort durch Josef Kreuzberger, Vorsitzender des Schwäbischen Heimatbundes.
Fachliche Einführung der SHB-Vorträge durch Manfred Waßner, Historiker und Mitglied des SHB-Vorstands.

Dr. Frank Raberg M.A., Neresheim
„Vor dem Sturm“ – Jüdische Politiker in Württemberg zwischen Revolution und NS-Machtübernahme 1918 bis 1933

Seit den 1860er-Jahren hatten in Württemberg männliche jüdische Bürger das Recht zur politischen Teilhabe, was einige Landespolitiker aus ihren Reihen hervorbrachte. Der Rechtsanwalt Dr. Hugo Elsas etwa zählte 1919 als Mitglied des Verfassungs-Vorausschusses zu den Vätern der Verfassung des freien Volksstaates Württemberg. Bedeutende jüdische Persönlichkeiten im Land waren der sozialdemokratische Minister Berthold Heymann oder der DDP-Kommunalexperte Dr. Fritz Elsas. Nach dem Sturz der Monarchie hatten auch Bürgerinnen das aktive und passive Wahlrecht. Frauen wie Thekla Kauffmann waren fortan im Landtag aktiv. Der Vortrag zeichnet das Wirken all dieser und anderer nach – auch nach 1933, als Exil und Verfolgung das Leben bestimmten.

Kostenbeitrag (nur Abendkasse): € 4,–
Freier Eintritt für Schüler, Studenten und Auszubildende (gegen Nachweis)
Saalöffnung: 18 Uhr

Dr. Frank Raberg M.A., Neresheim, Historiker und Politologe. Zahlreiche Veröffentlichungen zur südwestdeutschen Personen- und Landesgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts mit Schwerpunkt Geschichte des Parlamentarismus und der Parteien.

Montag, 1. April 2019, 19 Uhr, Hospitalhof

Dr. Sybille Oßwald-Bargende, Stuttgart
Zeitenwende. Die parlamentarische „Jungfernrede“ der Frauenrechtlerin Marianne Weber

Am 15.1.1919 trat erstmals eine Frau ans Rednerpult eines deutschen Parlaments. Marianne Weber ergriff in der ersten Sitzung der badischen Nationalversammlung das Wort und bedeutete ihren Kollegen, sie hätten es bei der Gestaltung des Staats künftig mit gut vorbereiteten Frauen zu tun. Sie selbst hatte nach dem Kollaps des Kaiserreichs die Deutsche Demokratische Partei mitbegründet und war über ihren Heimatort Heidelberg hinaus eine bekannte Größe der bürgerlichen Frauenbewegung. Der Vortrag geht der Frage nach, wie richtungsweisend Marianne Webers parlamentarische Arbeit für die ersten weiblichen Abgeordneten war, darunter die Stuttgarter Persönlichkeiten Anna Blos und Clara Zetkin.

Kostenbeitrag (nur Abendkasse): € 4,–
Freier Eintritt für Schüler, Studenten und Auszubildende (gegen Nachweis)
Saalöffnung: 18 Uhr

Dr. Sybille Oßwald-Bargende, Historikerin und Diplombibliothekarin, bis 2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Max Weber-Gesamtausgabe; sie arbeitet an landeskundlichen Projekten zur Frauen- und Geschlechtergeschichte in Stuttgart.

Montag, 8. April 2019, 19 Uhr, Hospitalhof

Dr. Jörg Schweigard, Stuttgart
Stuttgart in den Roaring Twenties: Politik, Gesellschaft, Kunst und Kultur 1919 bis 1933

Die 1920er-Jahre waren in der aufstrebenden Großstadt Stuttgart eine Zeit des Umbruchs und der Neuorientierung. Sie spiegelten eine große Vielfalt in Politik, Kunst, Theater und Architektur. Dazu zählten in der Architektur die Weißenhof-Siedlung oder das Kaufhaus „Schocken“, ebenso prominente Künstler wie Oskar Schlemmer. Rudolf Steiner gründete in Stuttgart die erste Waldorfschule Deutschlands; zu den prominenten Politikern in Stuttgart zählten Persönlichkeiten wie der Sozialdemokrat Kurt Schumacher oder der Liberale Reinhold Maier.

Kostenbeitrag (nur Abendkasse): € 4,–
Freier Eintritt für Schüler, Studenten und Auszubildende (gegen Nachweis)
Saalöffnung: 18 Uhr

Dr. Jörg Schweigard ist Historiker und Wissenschaftsjournalist und lebt in Stuttgart. Seine Schwerpunkte sind die Französische Revolution in Deutschland und die Weimarer Republik. Aktuell arbeitet er an einem neuen Buch über Prominente im Stuttgart der 1920er-Jahre.

Exkursionen – Studienfahrten – Führungen

Im Rahmen des Jahresprogramms Kultur- und Studienreisen 2019 bietet der Schwäbische Heimatbund 2019 eine Vielzahl an Veranstaltungen an, die dem Schwerpunkt Württemberg zwischen 1919 und 1933 gewidmet sind.

„Vertrauensfragen. Der Anfang der Demokratie im Südwesten 1918-1924“.
Vormittagsführung durch die Große Landesausstellung und zu Schauplätzen in der Stuttgarter Innenstadt, Leitung: Michael La Corte M.A.
30. März 2019

Paul Bonatz – Wohnhäuser und Bauten für Bildung und Verkehr.
Tagesexkursion (in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Bildungszentrum Hospitalhof Stuttgart und dem Katholischen Bildungswerk Stuttgart), Leitung: Dr. Valérie Hammerbacher
6. April 2019

Babylon Stuttgart? Einblicke in die Zwanziger Jahre.
Tagesführung, Leitung: Sven Gormsen M.A.
17. April 2019

Die letzten Jahre von König Wilhelm II. von Württemberg.
Tagesexkursion, Leitung: Michael La Corte M.A.
4. Mai 2019

100 Jahre Bauhaus: Eine Spurensuche in Weimar und Dessau.
Studienreise, Leitung: Barbara Honecker M.A.
7. bis 10. Mai 2019

Biberach an der Riß und die Kultur Weimars.
Tagesexkursion, Leitung: Prof. Wolfgang Urban M.A.
1. Juni 2019

Matthias Erzberger und jüdische Geschichte: Erinnerungsorte in Buttenhausen
Nachmittagsexkursion, Leitung: Dr. Gudrun Silberzahn-Jandt
Mittwoch, 12. Juni 2019

Die Werkbundsiedlung am Weissenhof, Theodor Heuss und die Architektur auf dem Killesberg im 20. Jahrhundert.
Tagesführung, Leitung: Barbara Honecker M.A.
26. Juni 2019

Vom Backstein zum Bauhaus – Siedlungen im Stuttgarter Osten zwischen 1890 und 1929.
Nachmittagsführung, Leitung: Dr. Bernd Langner
6. Juli 2019

Kirchenbau der 1920er-Jahre in und um Stuttgart.
Tagesexkursion, Leitung: Reinhard Lambert Auer M.A.
9. Oktober 2019

„Die ganze Welt ein Bauhaus“ – Ausstellung im ZKM Karlsruhe und Siedlung Dammerstock.
Tagesexkursion, Leitung: Dr. Valérie Hammerbacher
9. November 2019

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