Titelbild des Buches

Werner Konold, Bernd-Jürgen Seitz: Das Biosphärengebiet Schwarzwald – Mensch und Natur im Einklang

Silberburg-Verlag Tübingen, 2018. 224 Seiten mit über 200 Farbabbildungen. Kartoniert, 22,5 x 27,1 cm, € 32,99. ISBN 978-3-8425-2068-4

Titelbild des Buches

Wenn zwei namhafte, mit einer Landschaft bestens vertraute Fachleute, dazuhin versierte Autoren, ein Buch anpacken, dann entsteht etwas Gutes. Das kann man von diesem Werk wohl sagen, es ist von der ersten bis zur letzten Seite ansprechend, informativ und dazuhin einfach schön!

Der seit 2017 als UNESCO-Biosphärengebiet Schwarzwald ausgewiesene Teil des Südschwarzwaldes ist eine außergewöhnlich reiche und vielfältige Kulturlandschaft und zeichnet sich durch eine einzigartige Siedlungs-, Bergbau- und Wirtschaftsgeschichte aus; Natur, Landschaft, Landwirtschaft, Wald und Besiedlung bilden ein harmonisches Ganzes, soweit das möglich ist. Der Untertitel des Buches, Mensch und Natur im Einklang, stimmt zweifelsohne in der Gesamtbetrachtung, wenngleich manche Entwicklung, z.B. im Bereich des Tourismus, auch kritisch zu hinterfragen wäre. Im Eingangskapitel wird das neue Biosphärengebiet als Modellregion für nachhaltige Entwicklung bezeichnet – dies ist ein hoher Anspruch, an dem sich vor allem die Kommunalpolitiker in den nächsten Jahren und Jahrzehnten messen lassen müssen.

Die Gliederung des Buches folgt nicht ganz den gängigen Gliederungen solcher Werke; die Beschreibungen von Natur und Landschaft, Kulturlandschaft, Wäldern, Landwirtschaft und Gewässern werden unterbrochen durch ein Kapitel mit Schilderungen der 29 Gemeinden und deren Charakteristika im Hinblick auf das Thema Mensch und Natur. Dass Gewerbe und Industrie sowie Rohstoffgewinnung und das Kapitel Gesteine und Minerale (Geologie) hintangestellt werden, zeigt, dass der Fokus der Betrachtungen auf die Erholungslandschaft gerichtet ist und weniger auf die Infrastruktur. Das Kapitel Wandern, verfasst vom Schwarzwaldverein als dem Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, den Schwarzwald als Heimat auch in Zukunft zu erhalten (S. 217), bildet den Schluss.

Bemerkenswert an dem Buch ist, dass die Texte durchgängig ansprechend und verständlich geschrieben sind, mit möglichst wenig Fremdworten und Fachbegriffen, die, wo unvermeidbar, in einem Glossar erläutert werden. Das Lesen macht daher Spaß und man kann heute dieses, morgen jenes Kapitel lesen, ohne den Zusammenhang aus dem Auge zu verlieren. Die Kompetenz der Auroren wird in jedem Abschnitt augenscheinlich: Man erfährt vieles, was einem vielleicht auch schon mal aufgefallen, aber unerklärlich geblieben ist. Als Beispiel sei das Mosaik der durch Schneereste gebildeten Linien an einem Wiesenhang (Abbildung S. 140) genannt, die auf alte Eigentums- und Bewirtschaftungsgrenzen zurückzuführen sind. Ob nun Trockenmauern am Wegesrand, Kleindenkmale, Hohlwege, Grenzsteine, auffallende Bäume oder sonstige mehr oder weniger unscheinbare Relikte aus vergangener Zeit – die Verfasser stellen diese Kulturdenkmale in den Zusammenhang und schaffen so ein umfassendes Bild einer idyllischen Kulturlandschaft, ohne jedoch ins Lamentieren – „früher war alles schöner“ – zu verfallen. Vielmehr wird durchgängig der Aspekt in den Vor­dergrund gestellt, wie man Überkommenes nicht nur schützten und bewahren, sondern in heutiger Zeit sinnvoll in neuzeitliche Bewirtschaftungsformen überleiten kann. Und gerade dieser Aspekt macht die Modellregion Biosphärengebiet Schwarzwald so interessant: Was anderswo einem vermeintlichen Fortschritt geopfert und überplant und überbaut wird, soll hier im Biosphärengebiet zukunftsfähig gemacht werden. Insoweit ist das Buch auch als eine Bilanz des heutigen Aussehens und Zustandes dieser Landschaft zu verstehen, die für eine zukünftige Bilanz in einigen Jahrzehnten herangezogen werden kann.

Ausdrücklich erwähnenswert ist die Qualität des Bildmaterials: durchweg „1A-Fotos“, sowohl zahlreiche beeindruckende Landschaftsaufnahmen als auch unzählige Detailfotos von Kulturlandschaftselementen, Tieren, Pflanzen, Bauwerken. Es macht schon Freude, das Buch nur wegen der Bilder durchzublättern; allein die Fotos geben schon einen umfassenden Eindruck von dieser schönen Landschaft.

Einige wenige verbessernswerte Dinge sind dem Rezensenten aufgefallen: Neben den beiden Hauptautoren haben sechs weitere Autoren einzelne Kapitel verfasst. Lebensläufe und Berufsbilder sind jedoch nur von den Hauptautoren enthalten (Seite 4); dabei wäre durchaus interessant, welchen Bezug die anderen Autoren zum Biosphärengebiet haben. Dieses scheint im Übrigen seine Grenze geändert zu haben: Seite 198 ist Todtmoos Teil des Biosphärengebietes – was ja auch sinnvoll wäre –, auf der vorderen Umschlagseite hingegen außerhalb. Diese Karte hat im übrigen Mängel: Kreis- und Gemeindegrenzen, wie in der Legende angegeben, sieht man im Kartenbild nicht. Auch die Karte S. 13 hat Mängel: Was ist da grün, was ist gelb; was bedeuten die Schraffuren?

Alles in allem ein Buch, das Freude macht und das jeder Freund des (Süd-)Schwarzwaldes haben sollte!

Reinhard Wolf

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