Schwäbischer Heimatbund stellt konkrete Vorschläge für Nutzung denkmalgeschützter Gleisanlagen vor
(Pressemitteilung vom 31.1.2018)
Nach einer vom Schwäbischen Heimatbund e.V. (SHB) in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie können Teile der denkmalgeschützten Gleisanlage im Vorfeld des Stuttgarter Hauptbahnhofs einer neuen attraktiven Nutzung als „Stuttgarter Panoramaweg“ zugeführt werden. Der SHB fordert von der Stadt Stuttgart, in der Ausschreibung des geplanten städtebaulichen Ideenwettbewerbs für das Rosensteinquartier auf die besondere bauhistorische Bedeutung der Stuttgarter Gleisanlage und deren denkbare Nachnutzung hinzuweisen.
Durch das Bahnprojekt Stuttgart 21 verlieren die bisherigen Eisenbahnbauten ihre ursprüngliche Zweckbestimmung. Über das gesamte Bahngelände verteilt verbleiben zahlreiche Ingenieurbauwerke, die Zeugnis ablegen von der zu Beginn des 20. Jahrhunderts innovativ bewältigten Verkehrserschließung unter schwierigen topographischen Bedingungen. Diese Anlagen mit den Überwerfungsbauwerken und Brücken sind weit über Stuttgart hinaus bekannte und geschätzte Dokumente einer einzigartigen Lösung des Betriebsablaufs der Zentralstation der ehem. Kgl. Württembergischen Staatsbahnen und haben eine hohe Bedeutung für die Geschichte des Ingenieursbaus. Sie stehen daher als Gesamtanlage unter Denkmalschutz.
Nach den Verträgen der Stadt Stuttgart mit der Deutschen Bahn AG sind alle nicht mehr benötigten Eisenbahnbauwerke abzubauen. Dies hält der SHB für falsch, nachdem eine Machbarkeitsstudie des Stuttgarter Planungsbüros Daniel Schönle überzeugend zeigt, dass Teile der Gleisanlage einer neuen und nachgerade wünschenswerten Nutzung zugeführt werden können. Die Idee: ein Rad- und Fußweg auf der alten Gleisanlage vom Nordbahnhof bis zum neuen Europaviertel.
Dr. Albrecht Rittmann, Vorsitzender des Ausschusses für Denkmalschutz und Städtebau des SHB sieht durch die vorgeschlagene Umnutzung sowohl einen wichtigen Teil der Stuttgarter Stadtbaugeschichte erhalten als auch neue attraktive Orte und Verbindungen im Stuttgarter Norden geschaffen: Als Stuttgarter Panoramaweg bietet der Weg aufgrund seiner erhöhten Lage über Brücken und das nördliche Überwerfungsbauwerk besondere räumliche Qualitäten und neue reizvolle Aussichten auf die Stadt und ihre Umgebung.
Nach dem Stuttgarter Stadtplaner Daniel Schönle bietet die freiwerdende Bahntrasse ein großes Potential, als Fuß- und Radwegeverbindung zukünftig die Beziehung aneinander angrenzender Quartiere und Grünflächen zu stärken und neue stadtteilübergreifende Verknüpfungen zu schaffen: Insgesamt kann so die für Stuttgart so wichtige Vernetzungsfunktion des „Grünen U“ weiter ausgebaut werden.
Bei der Präsentation der Machbarkeitsstudie wies Matthias Grzimek, Vorsitzender der Architektenkammer Baden-Württemberg – Bezirk Stuttgart, auf die enorme städtebauliche Bedeutung des Gleisbogens mit seinen besonderen technischen Bauwerken hin, die als Identität stiftende Merkmale erhalten und nutzbar gemacht werden sollen: Die Chance in der Stadtentwicklung besteht im Zusammenfügen bislang getrennter urbaner Räume und in der Harmonisierung von Technik- und Naturräumen. Im weiteren Verfahren wird der Erfolg entscheidend davon abhängen, wie die Beteiligten eingebunden werden. Vor dem Hintergrund einer Internationalen Bauausstellung könnten hier neue Wege gegangen werden, indem interdisziplinäre Teams Lösungsvorschläge erarbeiten.
Nach Auffassung des SHB steht die Frage des Umgangs mit dem Kulturdenkmal Gleisanlage am Anfang der weiteren städtebaulichen Planung des Gleisareals und nicht wie beim Stuttgarter Hauptbahnhof am Schluss der Entscheidungen. Der SHB fordert daher, beim für dieses Jahr geplanten städtebaulichen Ideenwettbewerb für die Bebauung des Rosensteinquartiers auf die Bedeutung der Bahnanlage und ihre Nutzungsmöglichkeit als Fuß- und Radweg verbindlich hinzuweisen.
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Ein wundervolles Konzept !!
Vielen Dank. Leider wird es in dieser Form nicht realisiert. Die Mühe war’s aber wert.
Ihr Schwäbischer Heimatbund