Bei der geplanten Sanierung der Oper Stuttgart soll die Südwestseite des historischen Opernhauses zum Einbau einer neuen Bühnentechnik möglicherweise um eine Achse verlängert werden. Dagegen wendet sich der SHB.
SHB-Pressemitteilung zur Sanierung der Oper Stuttgart
SHB/16.8.2022 / Der Schwäbische Heimatbund hat sich nochmals intensiv mit Experten zum Bau einer Kreuzbühne im Stuttgarter Opernhaus beschäftigt: Ergebnis: Der Bau einer Kreuzbühne und damit ein massiver baulicher Eingriff in das denkmalgeschützte Opernhaus sind verzichtbar.
Vergleich mit Sanierungen anderer Opernhäuser
Die Notwendigkeit einer Kreuzbühne beantwortet sich beim Vergleich mit anderen großen Opernhäusern.
Die Dresdner Oper hat beispielsweise nachträglich beim Wiederaufbau nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg durch beidseitige Verbreiterung des Bühnenraums eine Kreuzbühne bekommen. Der Grund lag einzig und alleine darin, dass die Dresdner Oper eine Zwischenlagerung der Kulissen brauchte, weil diese dort per LKW aus einem Kulissengebäude angefahren werden müssen. Die Vergrößerung des Bühnenraums war deshalb zwingen notwendig. Ähnlich waren die Verhältnisse beim Wiederaufbau der ebenfalls zerstörten Berliner Oper.
Andere Opernhäuser wie Mailand oder München haben keine Kreuzbühne, weil dort andere Raumverhältnisse bestehen, ähnlich wie in Stuttgart. Der Unterschied der Stuttgarter Oper zu Dresden und Berlin ist, dass sie über ein großes angrenzendes Kulissengebäude verfügt, das sie schon allein unstrittig aus städtebaulichen Gründen baulich verändert werden muss.
Durch eine bessere technische Verzahnung von Kulissengebäude nach gleichzeitigem Umbau der Hinterbühne und Erweiterung der Seitenbühne Nord kann das Stuttgarter Operngebäude auch bühnentechnisch auf den neuesten Stand gebracht werden.
Nur ergänzend sei darauf hingewiesen, dass mit dem zukünftigen Einsatz der Virtual-Reality-Technik weniger Kulissen als Hardware gebraucht werden und zusätzlich Robotik einen schnelleren Kulissenwechsel ermöglicht. Würde eine Kreuzbühne gebaut, die dann in ca. 15 Jahren zur Verfügung steht, wäre es eine Investition in eine Technik von gestern.
Untersuchung der Kostenaufstellung notwendig
Ohne gezielte Boden-, Wasser-, Substanz- und Tragwerkuntersuchungen kann keine seriöse Kostenaufstellung für einen Anbau zum Zwecke einer Kreuzbühne an das Operngebäude durchgeführt werden. Eine Entscheidung für den Anbau ohne diese Untersuchung wäre grob fahrlässig. Ein unnötiges finanzielles Abenteuer, das sich schnell von derzeit angenommener zweistelliger Millionenhöhe in dreistellige Millionenhöhe erhöhen kann, kann dem Steuerzahler in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht mehr zugemutet werden.
Internen Wettbewerb nicht durch bauliche Maßnahmen begünstigen
Der Wunsch nach der technisch nicht notwendigen und finanziell abenteuerlichen Kreuzbühne kommt aus dem besonderen Umstand eines Zweispartenhauses. Im Wettbewerb zwischen Ballett und Oper möchte jede Sparte möglichst eine geräumte Bühne haben. Das ist nachvollziehbar, kann aber aus den erwähnten Gründen auch ohne den geplanten schwerwiegenden Eingriff in die historische Substanz der das Bühnenhaus seitlich begrenzenden Bauteile (Hinterbühne und Seitenbühne Süd) realisiert werden.
Eine offene, zielführende Diskussion innerhalb der Leitungsebene wäre wünschenswert. Zum Thema hatte der Schwäbische Heimatbund bereits im Mai 2019 ein Positionspapier zum Stuttgarter Kulturquartier und der Umgestaltung der Konrad-Adenauer-Straße veröffentlicht.
Foto oben: wikimedia/Schlaier, lizensiert unter CC BY-SA 3.0, Link
Kontakt
Prof. Dr. Albrecht Rittmann, stv. Vorsitzender
0711 8385605
buero.dr.rittmann@t‐online.de
Schwäbischer Heimatbund
Weberstraße 2
70182 Stuttgart
Views: 2302
Ich bin dankbar, dass der SHB das Thema Kreuzbühne aufnimmt. Die Begründung der Ablehnung überzeugt mich; die notwendigen Begleitmaßnahmen (Anbau, Erweiterung des Baudenkmals) wären verheerend. Wertvoll der SHB-Vorschlag zum Kulissengebäude!
Besten Dank, verehrte Frau Kupke. Wir hoffen sehr, dass unsere Position Gehör findet.