Tafel mit Durchblick

Die Träger des Kulturlandschaftspreises 2021

Landschaft mit Kopf und Herz erhalten

Seit 31 Jahren wird jährlich der Kulturlandschaftspreis vom Schwäbischen Heimatbund und dem Sparkassenverband Baden-Württemberg vergeben. Er ist gedacht als öffentliches Signal, sich für die Erhaltung und Weiterentwicklung der Kulturlandschaft zu engagieren. Denn unsere Kulturlandschaften sind gefährdet! Mit einem immer schneller werdenden Wandel landwirtschaftlicher Wirtschaftsweisen wie einem Abbau der Vielfalt bei Sorten und Struktur, einem zunehmenden Anbau von Energiepflanzen, der Aufgabe arbeitsintensiver Nutzungsweisen und insgesamt von Flächen ändert sich das Bild der Landschaften unwiderruflich, gehen Arten- und Strukturvielfalt verloren. Alte landschaftsprägende Kulturformen stehen mangels Wirtschaftlichkeit vor dem Aus. Angesichts dieser Entwicklung war und bleibt es Ziel des Kulturlandschaftspreises, dieses Thema in die Gesellschaft hinein zu tragen, Problembewusstsein dafür zu wecken und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Dass dies funktioniert und der Kulturlandschaftspreis sein Ziel erreicht, wird jedes Jahr in der Themenvielfalt der Bewerbungen um den Preis deutlich, an den guten Ideen, die umgesetzt werden, und an der Vielfalt der Bewerber. Es sind Vereine, Familien, landwirtschaftliche Betriebe und viele Einzelpersonen, die sich mit persönlichem Einsatz, oft pfiffigen Ideen und großem Engagement für ihre Kulturlandschaft vor Ort einsetzen und meist über eine intensive Öffentlichkeitsarbeit als Multiplikatoren wirken. Dass zunehmend auch junge Menschen die Kulturlandschaft in beispielhafter Weise in ihre Zukunftsplanung einbinden, kann besonders hoffnungsvoll stimmen. Wenn es den Kulturlandschaftspreis nicht schon gäbe, man müsste ihn erfinden!

Jeder Hauptpreisträger erhält ein Preisgeld von 1.500 €, der Kleindenkmalpreis wird mit je 500 € belohnt. Die Preissumme werden vom Sparkassenverband Baden-Württemberg sowie der Sparkassenstiftung Umweltschutz zur Verfügung gestellt.

Geplant war, die Auszeichnungen im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung am 29.11.2021 in der Harzberghalle in 71723 Großbottwar, In den Frauengärten 10, zu verleihen. Die Festrede sollte Herr Minister Peter Hauk, Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, übernehmen. Leider musste die Veranstaltung jedoch coronabedingt auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.

Jugend-Kulturlandschaftspreis 2021

Hariolf‐Gymnasium, 73479 Ellwangen (Ostalbkreis)

Tafel vor Landschaft
Träger des Jugend-Kulturlandschaftspreises 2021: Das Hariolf-Gymnasium hat den Hariolf-Rundweg konzipiert und gestaltet (Foto: Ulrich Brauchle/SHB-Preisträgerarchiv).

Mit dem »Hariolf-Rundweg« haben Schülerinnen und Schüler buchstäblich eine besondere Form der Kulturlandschaftsvermittlung beschritten. Auf einem 2,5 Kilometer langen Weg mit 14 Stelen am Rande Ellwangens werden besonders charakteristische Natur- und Kulturdenkmale der heimischen Landschaft vorgestellt und detailliert erläutert. Die Themen wurden gemeinsam und fächerübergreifend im Unterricht erarbeitet und die Texte der Tafeln weitegehend von den jungen Menschen allein verfasst.

Kulturlandschaftspreis 2021

(von Nord nach Süd)

Verein für Landschaftspflege und Naturschutz durch Beweidung im Bottwartal e.V. (Kreis Ludwigsburg)

Büffel in einer Wiese
Träger des Kulturlandschaftspreises 2021: Der Verein für Landschaftspflege und Naturschutz durch Beweidung im Bottwartal e.V. hält Wasserbüffel zur Landschaftspflege in feuchtem Gelände (Foto: Gerhard Fahr/SHB-Preisträgerarchiv).

Mit ihrem Projekt »Einsatz von Wasserbüffeln in der Landschaftspflege mit Biss« geht der Verein einen nicht alltäglichen Weg: in zehnjähriger ehrenamtlicher Vorarbeit ist es gelungen, die Wahrung von Natur und Heimat mit Umweltbildung und dem Schutz der Biodiversität zu verbinden. Wasserbüffel sorgen im Feuchtgebiet dafür, dass die Schilfflächen eingedämmt werden und sich kein Auwald bildet. Durch den Einsatz eines vierbeinigen Pflegetrupps bleibt die Kulturlandschaft des Bottwartals erhalten.

Gerhard Knapp, 72636 Frickenhausen (Kreis Esslingen)

teilweise verfallene Mauer
Träger des Kulturlandschaftspreises 2021: Gerhard Knapp aus Frickenhausen saniert viele Hundert Quadratmeter Trockenmauern (Foto: Knapp/SHB-Preisträgerarchiv).

Rund 1000 Jahre wird rund um Neuffen bereits Wein angebaut. Trockenmauern prägen diese Landschaft. Gerhard Knapp baut als Biowinzer im Nebenerwerb auf 4ha ökologisch geführten Weinbergen eine Vielfalt an Traubensorten für die Genossenschaft an. Außerdem pflegt er auf weiteren 6ha den Obstanbau für Apfelsaft und Hochprozentiges. Mit der Familie hat er zudem in fünf Jahren 240 Sichtquadratmeter Trockenmauern fachgerecht saniert und damit in Linsenhofen ebenso zum Erhalt einer einzigartigen Kulturlandschaft wie zum Artenschutz beigetragen.

Christian Schmid STREU | OBST | GUT, 72119 Ammerbuch (Kreis Tübingen)

Kugelschreiber mit einem Holzgriff
Träger des Kulturlandschaftspreises 2021: Christian Schmid aus Ammerbuch stellt Kugelschreiber-Unikate aus dem Baumschnitt seiner Streuobstwiesen her (Foto: privat/SHB-Preisträgerarchiv).

Auf 3 ha Streuobstwiesen bewirtschaftet Christian Schmid etwa 200 Hochstämme: Sein besonderer Schwerpunkt ist dabei der Most, dem „Nationalgetränk“ der Schwaben. Vom Hofverkauf aus dem Fass vermarktet er Most und Most-Schorle, Birnen-Secco und alkoholfreie Säfte zwischenzeitlich auch auf Regionalmärkten oder im Freilichtmuseum. Auch die Kinder- und Erwachsenenbildung ist ihm ein wichtiges Anliegen. Ein besonderes „Abfallprodukt“ seines Tuns sind Kugelschreibergriffe aus Holz aus dem anfallenden Baumschnitt.

Schwäbischer Albverein Ortsgruppe, 89584 Ehingen (Donau) (Alb-Donau-Kreis)

Landschaftspfleger im Gestrüpp
Träger des Kulturlandschaftspreises 2021: Die Ortsgruppe Ehingen/Donau des Schwäbischen Albvereins hält wertvolle Wachholderheideflächen frei (Foto: SAV Ehingen/SHB-Preisträgerarchiv).

Seit 2010 betreut die Gruppe ein Wachholderheideprojekt am Rande Ehingens. Ein zwischenzeitlich forstlich bewirtschaftetes steiles Grundstück von 2,5 ha wurde durch gezielte Entnahme von Bäumen und untypischer Sträucher wieder zur Heidelandschaft. Unterstützt werden die regelmäßigen Pflegemaßnahmen durch mehrmalige Schafbeweidung. Neben dem Erhalt der für den Standort charakteristischen Landschaft sorgt die Albvereins-Gruppe dafür, dass sich wieder vermehrt wichtige Pflanzen auf den Halbtrockenrasen zeigen.

Arbeitskreis Natur, Umwelt und Artenschutz e.V., 72479 Straßberg (Zollernalbkreis)

Schae und Ziegen
Träger des Kulturlandschaftspreises 2021: Der Arbeitskreis Natur, Umwelt und Artenschutz e.V. aus Straßberg betreibt Landschaftzspflege mit einer gemischten Schaf- und Ziegenherde (Foto: privat/SHB-Preisträgerarchiv).

Mit dem Ziel der Biotoppflege und mit zahlreichen Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen kann durch unzählige Ehrenamtsstunden ein Mosaik an Naturräumen in nicht mehr bewirtschafteten Hang-, Stein- und Waldwiesenlagen erhalten und nachhaltig freigehalten werden. Eine eigene gemischte Schaf- und Ziegenherde leistet dabei wertvolle Hilfe. Darunter sind auch gefährdete Rassen. Eine zweimalige Mahd auf vielen Flächen und die Gewinnung von Heu und Öhmd sorgen ebenfalls dafür, dass die typische Flora und Fauna ihren Lebensraum behält. Ein besonderes Merkmal des Engagements ist die Einbindung der gesamten Bevölkerung und vor allem der Kindertagesstätten und der Grundschule.

Sonderpreis »Kleindenkmale« 2021

Heimatverein Messklingenschlapp Igersheim e.V., 97999 Igersheim (Main-Tauber-Kreis)

Bildstock mit der Heiligen Familie
Träger des Sonderpreises Kleindenkmale zum Kulturlandschaftspreis 2021: Der Heimatverein Messklingenschlapp Igersheim e.V. dokumentiert und restauriert Kleindenkmale (Foto: privat/SHB-Preisträgerarchiv).

Der Verein richtete zunächst ein Heimatmuseum und eine Museumsschmiede ein und setzt sich nun aktiv für die Kartierung, den Erhalt und die Restaurierung von rund 70 Bildstöcken und Kapellen im Gemeindegebiet ein. Mit öffentlichen Aktionen hat er ein kollektives Bewusstsein für den Wert von Kulturlandschaft und Kulturdenkmalen geschaffen und dafür gesorgt, dass Bildstöcke und deren Bedeutung auch in heutiger Zeit im Gemeindeleben Identität stiften. Ein Faltblatt mit Bildstock-Wanderwegen rundet das Engagement ab.

Gotthold Genthner und Günter Obrecht, 75339 Höfen a. d. Enz (Kreis Calw)

umgestürzter Grenzstein
Träger des Sonderpreises Kleindenkmale zum Kulturlandschaftspreis 2021: Gotthold Genthner und Günter Obrecht aus Höfen an der Enz dokumentieren alle Grenzsteine ihrer Gemarkung (Foto: Genthner/SHB-Preisträgerarchiv).

Mit großer Wissbegier haben sie Alte Landes- und Forstgrenzen Markung Höfen dokumentiert und veröffentlicht. Systematisch wurden alle zugehörigen Kleindenkmale kartografisch und fotografisch erfasst und die Grenzsteine teilweise auch selbst gesichert und restauriert. Neue historische Erkenntnisse konnten so der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden.

Ludger Droste, 88281 Schlier (Kreis Ravensburg)

Kreuz zwischen zwei Bäumen
Träger des Sonderpreises Kleindenkmale zum Kulturlandschaftspreis 2021: Ludger Droste aus Schlier widmet sich den chrakteristischen Arma-Christi-Kreuzen (Foto: Droste/SHB-Preisträgerarchiv).

Mit der Restaurierung eines Arma-Christi-Kreuzes in Schlier-Katzheim sowie den Fotobüchern Arma Christi Kreuze zwischen Schussen und Iller und Wegkreuze, Bildstöcke und Kapellen in Schlier. Mit Tourenvorschlägen für Fahrradfahrer wendet sich Ludger Droste gezielt an die Öffentlichkeit. Sämtliche Wegkreuze, Bildstöcke und Kapellen von Schlier hat er erfasst bzw. die gesamte Region Westallgäu/Oberschwaben in den Blick genommen und sich einem ganz besonderen Typus Kleindenkmale gewidmet: den Arma-Christi-Kreuzen.

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