Archäologische Entdeckungen zwischen Alb und Neckar.
(Archäologische Informationen aus Baden-Württemberg, Heft 78). Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg im Regierungspräsidium Stuttgart 2018. 134 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen. Broschur € 9,–. ISBN 978-3-942227-36-0
Eigentlich ein ganz unspektakuläres Gelände nahe der Autobahnausfahrt Kirchheim/Teck – West: bis vor kurzem Obstbaumwiesen und Gärten, jetzt Gewerbegebiet. Doch der «Hegelesberg», so hieß das Gewann und heißt jetzt die Erschließungsstraße, hatte es buchstäblich in sich. 2014 und 2015 wurden auf 2,5 Hektar Fläche die Reste eines jungsteinzeitlichen Dorfes aus der zweiten Hälfte des 6. Jahrtausends v. Chr. ausgegraben. Eine Überraschung ergab sich kurz vor Abschluss der Grabungen, als das Grab einer Frau mit Goldbeigaben aus dem 6. Jahrhundert v. Chr., also aus einer ganz anderen Epoche, entdeckt wurde. In dem sehr schön aufgemachten Heft werden die Grabungen und die Ergebnisse beschrieben; interessant sind auch die Kapitel über neue Vorgehensweisen wie der Einsatz einer Fotodrohne und eines Computertomografen. Diese Techniken vermögen die Grabungen zu erleichtern und zu beschleunigen und dabei wesentlich genauere Ergebnisse zu liefern als die herkömmlichen Methoden der Vermessung und Prüfung von Materialeigenschaften.
Die zahlreichen Siedlungsgruben und Reste von Langhäusern werden geschildert und in Rekonstruktionsbildern veranschaulicht, sodass man sich ein Bild von dem einstigen Dorf machen kann. Die Grabstätte der reichen Dame wurde als Block geborgen und im Labor untersucht und freigelegt; die Goldbeigaben verdienen noch heute Bewunderung. Wieso das Grab allein inmitten des alten, wahrscheinlich längst vergangenen Steinzeitdorfes angelegt worden ist, bleibt rätselhaft.
Das Büchlein endet mit interessanten Vergleichen zu anderen Fundstellen in Esslingen-Sirnau sowie Ditzingen-Schöckingen und der Thematik Kleidung und Schmuck hochgestellter Persönlichkeiten. Wen die Besiedlungs- und Kulturgeschichte unseres Landes interessiert und sich ein Bild von neuen Erkenntnissen der Besiedlungsgeschichte machen will, dem sei das Heft empfohlen.
Reinhard Wolf
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