Simon Stutz und Hans Mattern (Hrsg.): Beiträge zu den Algen Baden-Württembergs

Verlag Manfred Hennecke, Remshalden 2019. 2 Bände. 504 und 456 Seiten mit 770 und 382 Abbildungen. Gebunden je € 50,–. ISBN 978-3-927981-98-0 und 978-3-927981-99-7

Titelblatt

Algen sind nicht jedermanns Sache; man denkt zunächst an grünliches Wasser im Kinder-Planschbecken oder an glitschige Polster am Badestrand. Mancher wundert sich vielleicht deshalb, dass man über Algen ein zweibändiges Werk verfassen kann. Wer jedoch in den beiden Bänden blättert, kommt aus dem Staunen nicht heraus: Eine unvorstellbar vielfältige Welt im Kleinen, dargestellt in hunderten hervorragenden Mikrofotos, tut sich vor einem auf. Unermesslich ist der Formenreichtum der Algen und ebenso reichhaltig das Fundortverzeichnis in Baden-Württemberg – dabei merken die Herausgeber an, dass die Algenflora noch recht unzureichend erforscht sei, weil sich nur wenige Botaniker dieser Gruppe widmen. Es ist ein großes Verdienst der Herausgeber und Mitautoren, dass sie sich Jahrzehnte mit der Algenflora beschäftigt und mit Akribie und viel Fleiß ein Stiefkind der Forschung bearbeitet haben. Auch wenn die Forschung ausgeweitet würde und dann manches nachzutragen wäre – an diesem jetzt erschienenen Grundlagenwerk wird man sich bestimmt über Jahrzehnte orientieren.

Die einleitenden Kapitel geben Auskunft über Algen als vielfältige Symbiosepartner, deren Entstehung und Evolution. Man erfährt dabei, dass Algen Urformen des Lebens auf der Erde sind. Apropos Leben: Da wollen sich die Autoren offensichtlich nicht festlegen, ob alle Algen Pflanzen oder nicht zum Teil eher Bakterien sind; die Begriffe werden da nicht ganz einheitlich gebraucht.

Algen als Zeigerorganismen für die Gewässergüte ist ein weiteres interessantes Kapitel überschrieben, auch über Algen als Lebensmittel, Kosmetik-Grundstoff und Treibstoff erfährt man Neues. Mit dem Beitrag Untersuchen und Bestimmen endet der allgemeine Teil; dieses Kapitel strotzt allerdings von Fachbegriffen und ist (leider) nicht dazu angetan, den Algen neue Freunde zuzuführen. Ein bisschen was Allgemeinverständlicheres für interessierte Laien hätte an dieser Stelle gut getan.

Die beiden Bände fußen auf einer Dokumentation für den württembergischen Landesteil, die von Hans Mattern in sieben Jahresheften der Gesellschaft für Naturkunde (2011 bis 2017) veröffentlicht worden ist. Ergänzt um Daten der Landesanstalt für Umwelt für den Badischen Landesteil und verdienstvoll systematisiert und mit Fotos versehen durch Mitherausgeber Simon Stutz und Verleger Manfred Hennecke konnte so das umfassende Werk entstehen. Enthielten die ursprünglichen Matternschen Publikationen immer wieder allgemeinverständliche interessante Passagen zur Landeskunde, so sind diese leider teilweise weggefallen und haben einer wissenschaftlichen Diktion Platz gemacht, die den Laien oft nicht so recht anzusprechen vermag.

Alles in allem aber ein Werk, das eine Lücke in der naturkundlichen Literatur und in den Grundlagenwerken Baden-Württembergs wenngleich nicht schließt, so doch maßgeblich füllt. Dr. Hans Mattern, Ehrenmitglied des Schwäbischen Heimatbundes, hat mit Mitherausgeber Dr. Simon Stutz und Verleger Dr. Manfred Hennecke und den Mitautoren etwas Großartiges geschaffen!

Reinhard Wolf

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