480 Seiten mit zahlreichen Abbildungen. Softcover 39, – €. ISBN 978-3-96238-266-7
Es gibt in der Bundesrepublik einen Wald, der steht mitnichten still und schweiget zu einer auf wirtschaftlichen Nutzen programmierten Gesellschaft. Am Ende werden wir, wenn der noch immer virulente Gedanke der forstlichen Gewinnmaximierung nicht endlich stirbt, nicht den menschenfreundlichen, sondern den maschinenfreundlichen Wald haben, flurbereinigte Holzäcker zwischen Rückegassen, so schrieb Horst Stern 1984. 2008 entlarvte Hans Biebelriether die Rechtfertigungssprüche der Forst- und Holzlobby als Forst- und Holzmärchen.
Die Redewendung auf dem Holzweg beschreibt laut Wikipedia ein nicht zielführendes Vorgehen und impliziert die Aufforderung, einen Irrweg zu verlassen. Und genau darum geht es in diesem Buch, das jedem, dem der Wald wichtig ist, ans Herz gelegt sei.
In sechs Kapiteln kommen Themen wie Wald als vernetztes Ökosystem, Zivilgesellschaft und Wald, Systemkrise der Forstwirtschaft, Waldwende im Wirtschaftswald, Wald und (Wald-)Naturschutz zur Sprache. 36 ausgewiesene Fachleute beschreiben besorgt und kritisch ihre Einsichten und praktischen Erfahrungen in aller Deutlichkeit: Kritik an verfehlten Forstpraktiken, Weckruf an die Gesellschaft und als dringenden Appell an die Politik, die längst überfällige ökologische Waldwende einzuleiten.
Das Buch endet mit 12 Thesen. Eigentlich würde es reichen, nur diese zu lesen, um zu wissen, was das Buch will. Freilich verzichtete man damit auf viele ausführlich und sachlich gut fundierte Argumente zum Verständnis.
Deutschland sei ein Waldland, man sagt uns eine besondere Beziehung zum Wald nach – dabei ist der deutsche Wald in Gefahr. Nicht nur Dürrejahre, Sturm, Insektenkalamitäten setzen ihm zu. Auch die in den vergangenen Jahren durchgeführten Reformen haben keine Besserung gebracht, vielmehr führten sie zu einer industriellen Forstwirtschaft, die den Namen Holzfabrik verdient. Viele Bürger betrachten die Entwicklung in unseren Wäldern mit Sorge und beginnen sich zu wehren. Wald wird heute als ein vernetztes Ökosystem gesehen, das in seiner Vielfältigkeit erst nach und nach begriffen wird. Aus den vielen Themen seien hier nur einige Punkte schlagwortartig herausgegriffen, die Neugierde wecken sollen.
2008 wurde vom BMU im Rahmen der Strategie zur biologischen Vielfalt das sogenannte 5% Ziel festgelegt. Bis 2020 (!) sollen sich 5% der Waldfläche in Deutschland bzw. 10% der Wälder in öffentlicher Hand natürlich entwickeln, nur 3% sind erreicht. Dieses Ziel wird von der Forst- und Holzlobby mit einer Vehemenz und Verbissenheit bekämpft, die nicht nachvollziehbar ist.
Die Mythen der Säge- und Holzwirtschaft werden entkräftet und die vermeintlich gute forstliche Praxis als ein falscher Weg dargestellt. Die Forstwirtschaft habe im Klimawandel einen neuen Feind ausgemacht, fördere aber mit ihrem Wirtschaften denselben. 1,5 Millionen Euro Steuergelder werden verwendet, um den Holzweg fortzusetzen. Natura 2000 im deutschen Wald wird als Bankrotterklärung geschildert.
Aufgezeigt wird aber auch, wie die Zukunft des Waldes unter Einbeziehung der notwendigen Holzwirtschaft aussehen könnte. Es findet sich ein Leitfaden, wie man einen Forst in einen Dauerwald überführen kann: Ein Beispiel ist der Lübecker Stadtwald, dem Fachleute keine Chance gaben und der inzwischen ein Beweis ist, dass es anders geht. Das Buch sei jedem Waldfreund dringend empfohlen.
Manfred Hagen
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