Titelbild des Buches

Hilde Nittinger: Bäume und Kruzifixe. Feldkreuze Bildstöcke Wegkapellen in der Landschaft.

Verlag Baier Crailsheim 2015. 220 Seiten mit vielen Abbildungen. Pappband € 19,90. ISBN 978-3-942081-40-5

In modernen, agrartechnischen Produktionsflächen haben Bäume nichts verloren, sie sind unnütz ja hinderlich, schreibt die Verfasserin, eine promovierte Biologin mit unüberhörbarer Bitterkeit. Hatten in den Anfangszeiten des staatlichen Naturschutzes Bäume eine große Rolle gespielt und die ersten Verordnungen zum Schutz von Naturdenkmalen gänzlich beherrscht, so treten sie in der heutigen Naturschutzpraxis allzu sehr in den Hintergrund. Mancherorts finden sich die letzten mächtigen Bäume am Feldkreuz oder an der Wegkapelle und es ist in der Tat so, wie die Autorin schreibt: Beschützten die rahmenden Bäume einst das Heiligtum, so bewahrt heute das Kreuz seine Bäume vom Abholzen. Feldkreuze, Bildstöcke, Wegkapellen besitzen somit nicht nur als Ausdruck der Volksfrömmigkeit, als Elemente der Kulturlandschaft, sondern, von starken Bäumen beschirmt, auch aus Sicht des Naturschutzes hohen Wert.

Das Buch behandelt im Wesentlichen die katholisch geprägten Teile der Flächenalb und das nördliche Oberschwaben beidseits der Donau zwischen Beuron und Ulm. Der naheliegenden Versuchung, einen reinen Bildband zu liefern, ist die Verfasserin nicht verfallen. Wohl nehmen sehr schöne abwechslungsreich gehaltene Aufnahmen einen beträchtlichen Teil des Buches ein, aber sie werden von flüssig geschriebenen Texten begleitet, die reiches volkskundliches, heimatgeschichtliches und botanisch/baumkundliches Wissen vermitteln. Wer denkt daran, dass Bäume, besonders alte, Heimstätten von Flechten und Moosen, von Vögeln, Insekten und einem Heer von Kleintieren verschiedenster Art sind? So verdient das Buch über den lokalen Rahmen hinaus allgemeines Interesse. Alle an Feldkreuzen, Wegkapellen usw. auftretenden Gehölzarten werden abgebildet und beschrieben, von den Linden über Eichen, Ulmen, Ahornen, Birken, Obstbäumen und Thujen bis zu (blühenden) Forsythien. Zu Recht kritisiert die Verfasserin die Tendenz, exotische bunte Gartensträucher in die Flur zu setzen und die Landschaft zusätzlich zu verstädtern. In seiner Gesamtheit ist das Buch ein Aufruf, Feldkreuze mit ihrem Bewuchs nicht nur zu bewahren und zu pflegen, sondern sie wieder vermehrt zu errichten und mit hochwüchsigen heimischen Bäumen – bevorzugt Linden – zu beschirmen. Man möchte wünschen, dass das rundum gelungene Buch in anderen Teilen unseres Landes seine Fortsetzung finden wird.

Hans Mattern

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