vier Personen vor einem Gewölbebogen

Der Weingärtnerunterstand im „Berntal“ bei Großbottwar

Elias, Markus und Birgit Pantle (v.l.) mit Reinhard Wolf (2.v.r.) nach erfolgreichem Freischneiden des Unterstands in Großbottwar (Foto: Markus Pantle)

Gerne berichten wir über das Engagement unserer Mitglieder und Mitgliedsvereine. Sollten auch Sie an einem spannenden Projekt beteiligt sein, es gar initiiert haben und darüber berichten wollen, wenden Sie sich an die Geschäftsstelle des Heimatbundes.

Am 16.10.2023 erhielten Jakob Gommel, Elias und Markus Pantle einen Sonderpreis für Kleindenkmale im Rahmen des Kulturlandschaftspreises 2023 des Schwäbischen Heimatbundes und des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg. Sie hatten sämtliche noch vorhandene historische Grenzsteine der Gemarkung Großbottwar aufgespürt und dokumentiert.

Das Preisgeld von € 500 wollten die Preisträger einem oder mehreren neuen Kleindenkmalprojekten zugutekommen lassen. Zuerst dachten sie an Sanierung oder Wiederaufrichtung von herausgerissenen Grenzsteinen, damit sie nicht verloren gehen oder der Zerstörung anheimfallen. Da Grenzsteine oftmals noch heute gültige Grenzen markieren, ist es laut Vermessungsgesetz nicht gestattet, sie in irgendeiner Form zu verändern. Ferner besteht seitens der Vermessungsämter kaum Interesse an der Sicherung und Wiederaufstellung von historischen Grenzsteinen, und so würde dies vermutlich ein extrem schwieriger und langwieriger bürokratischer Prozess werden, dem höchstwahrscheinlich kein Erfolg beschieden ist.

alte Waschmaschine in einem gemauerten und gewölbten Raum unter einer Böschung
Der Weinbergschützen-Unterstand in Großbottwar eignete sich offenbar hervorragend zur illegalen Entsorgung von Sperrmüll (Foto: Markus Pantle)

Da einer der Preisträger noch heute dem Weinbau aktiv verbunden ist, fiel die Wahl schließlich auf den in den Hang gebauten Weingärtnerunterstand in der Großbottwarer Gemarkungsflur „Berntal“. Er stammt noch aus einer Zeit, als der „Kranzenberg“ und die „Berntal“ eine große zusammenhängende Weinanbaufläche von 13 ha waren. Heute ist davon nichts mehr übriggeblieben als allein der Unterstand an einem Hohlweg, der sich in einen heckenbewachsenen Rain am vorderen „Berntelsteigle“ befindet. Im Laufe der Zeit ist der Unterstand in einen tiefen Dornröschenschlaf gefallen und im Begriff zuzuwachsen. Nachdem bereits Steine aus der nach Süden anschließenden Trockenmauer gefallen waren, wurden sie entwendet und abtransportiert. Herabgerutschtes Erdreich hat an den beiden Seiten bereits Schutthügel im Innern gebildet. Aus diesem Grund ist das Innenfläche des Unterstands weniger einsehbar und wird leider immer wieder als Müllabladeplatz missbraucht. Bauschutt, Papiermüll und Hausrat, aber auch mehrere Autoreifen und sogar eine Waschmaschine wurden dort abgelegt. Dankenswerterweise hat die Stadt Großbottwar den Müll immer wieder abtransportiert und entsorgt. Besonders unschön ist die Tatsache, dass viele Hundebesitzer die gefüllten Plastikbeutel mit dem Kot ihrer Vierbeiner in den Unterstand werfen, was nicht gerade dazu einlädt, sich hier aufzuhalten.

Was wäre, wenn man diesen überwölbten und nach vorne offenen Unterstand wieder wachküssen könnte, sodass er wieder nutzbar wäre und als gepflegtes Kleindenkmal in Erscheinung tritt? Dazu müssten die Schlehen vor dem Bauwerk und die Vegetation entlang des vorderen Gewölbeverlaufs auf einem Streifen von 30-40 cm zurückgeschnitten werden. Das in den Unterstand hinein gerutschte Erdreich müsste entfernt und die Hundekotbeutel eingesammelt und entsorgt werden. Nach dem Abbürsten der Mauersteine mit einem groben Besen würde das hochwertige Schilfsandsteinmauerwerk wieder voll zur Geltung kommen. Eine ansprechende Informationstafel, seitlich am Rain aufgestellt, die den Sinn und Zweck dieses Bauwerks erklärt, hätte auch eine warnende Wirkung an die Müllsünder. Denn in einem schön hergerichteten und gepflegten Häuschen mit einer von weitem sichtbaren Informationstafel müsste doch jeder Mensch Hemmungen haben, dort Müll abzulegen. Wenn dann noch durch das Freistellen des Gewölbekranzes in den Fugen der Natursteine wärmeliebende Insekten und Reptilien eine neue Heimat finden, wäre das Projekt für Natur und Kultur ein voller Erfolg.

drei Personen beseitgen Gestrüpp an einem Böschungshang
Birgit und Elias Pantle (auf der Leiter) schneiden den historischen Unterstand bei Großbottwar gemeinsam mit Reinhard Wolf (vorne) frei (Foto: Markus Pantle)

Um abzuklären, ob die Inwertsetzung des gewählten Objektes sinnvoll und durchführbar erscheint, wurde Kontakt zu Reinhard Wolf aus Marbach aufgenommen. Man kann ihn mit Fug und Recht als den „Kleindenkmalpapst“ Baden-Württembergs bezeichnen, denn er initiierte zusammen mit dem Schwäbischen Heimatbund und dem Landesamt für Denkmalpflege die landesweite Aufnahme von Kleindenkmalen, um sie verstärkt in den Fokus des öffentlichen Bewusstseins zu rücken. Die Kleindenkmale des Landkreises Ludwigsburg stellte er 2008 in seinem Buch „von Ort zu Ort“ vor. Herr Wolf sagte sein Kommen zu, und am 7.12.2023 fand zusammen mit Jakob Gommel und Markus Pantle ein Treffen vor Ort statt. Der Experte war von diesem Projekt angetan und hielt die Maßnahmen für durchführbar. Da er sich als ehemaliger Leiter des Naturschutzreferats im Regierungspräsidium Stuttgart auch in Naturschutzbelangen bestens auskennt, sagte er spontan seine Hilfe beim bevorstehenden Arbeitseinsatz und der Gestaltung der Informationstafel zu, sofern das Projekt zustanden kommen sollte.

Da das Grundstück der Stadt Großbottwar gehört, wurde noch vor Weihnachten 2023 eine Anfrage an das Bürgermeisteramt gestellt, um auszuloten, ob die Stadt ihr Einverständnis hierfür geben würde. Am 10.1.2024 wurde in einer E-Mail mitgeteilt, dass die Sache intern geprüft werde. Anfang Februar kam seitens der Stadt ein Terminvorschlag am 22.2.2024 zur Vorstellung des Projekts, der jedoch auf den 29.2.2024 verlegt wurde.

Ebenfalls Anfang Februar erfolgte ein Telefonat mit Dr. Ulrich Grunicke, dem Ökologen der Stadt Großbottwar, in dem er darauf hinwies, dass es sich bei dem Grundstück um ein flächenhaftes Naturdenkmal handle und die Hecke zusätzlich als Biotop geschützt ist. Er schlug vor diesbezüglich sich an die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt Ludwigsburg wenden. Er habe bereits Kontakt mit Frau Blank aufgenommen, und sie werde sich melden. Am 05.2.2024 bekam Markus Pantle einen Anruf von ihr, bei dem sie sich nach den geplanten Maßnahmen erkundigte. Dabei gab sie zu bedenken, dass der Gehölzschnitt zwingend noch im Februar 2024 zu erledigen sei. Tags darauf wurde von ihr per Mail mitgeteilt, dass das Kleindenkmal selbst sich innerhalb des flächenhaften Naturdenkmals „Hecke mit Feldhüterunterstand beim Bärental“ befindet. Die genaue Abgrenzung des Schutzgebietes könne man aus dem Kartenviewer der LUBW entnehmen. Die Sanierung des Kleindenkmals werde seitens der unteren Naturschutzbehörde zwar grundsätzlich begrüßt. Aufgrund der Lage innerhalb des Naturdenkmals werden jedoch um weitere Informationen zum geplanten Umfang (Ersatz/Austausch Steine, Beseitigung Müll etc.) und Zeitpunkt/Dauer der vorgesehen Sanierungsarbeiten gebeten. Dies schloss auch Angaben zu ggf. erforderlichen Rückschnitten der umliegenden Gehölze zur Freistellung des Gemäuers und Schaffung eines Arbeitsbereiches sowie zu einer ggf. geplanten Beschilderung des Unterstandes ein. Es wurde darauf hingewiesen, dass der geplante Maßnahmenkatalog und die betreffenden Informationen zeitnah zuzusenden seien. Diese würden dann bzgl. der geltenden Naturdenkmal-Verordnung geprüft. Bei Bedarf seien Vorgaben seitens der Unteren Naturschutzbehörde für die Sanierungsarbeiten möglich. Bereits vorab wurde darauf hingewiesen, dass Gehölzrückschnitte im größeren Umfang oder die Beseitigung einzelner Gehölze gemäß § 39 Abs. 5 BNatSchG nur im Zeitraum 01.10.- 28./29.2. möglich sind. Dies sei bei der Zeitplanung zu beachten. Nach Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde und der Stadt Großbottwar können die erforderlichen Gehölzpflegearbeiten auch vorgezogen werden, sofern artenschutzrechtliche Belange nicht berührt werden.

Markus Pantle machte sich dann am darauffolgenden Wochenende daran, eine Maßnahmenbeschreibung zu erstellen. Da er bei der Aufnahme von Kleindenkmalen auf der Gemarkung Großbottwar sämtlich Weinberghüter-Unterstände bereits aufgemessen und dokumentiert hatte, konnte glücklicherweise die vorhandene Zeichnung benutzt werden, um die Maßnahmen dort zeichnerisch darzustellen. Auch hier zeigt sich wieder, wie wichtig es ist, Kleindenkmale auf der Gemarkung zu dokumentieren. Ferner machte er Fotos vom derzeitigen Zustand am Unterstand und markierte in diesen die Gehölzsträucher, die entnommen werden sollten.

All dies erforderte einen großen zeitlichen Aufwand, und es stellte sich ernsthaft die Frage, ob diese Anstrengungen zu rechtfertigen seien und am Projekt festgehalten werden sollte. Wenn man bedenkt, dass dies alles im Ehrenamt geschieht und die Preisträger bereit sind, ihr Preisgeld für dieses Projekt zur Verfügung zu stellen, kamen ernste Gedanken auf, ob es nicht angebrachter sei, mit diesem Geld lieber ein paarmal im Jahr zusammen gut essen zu gehen und einen schönen Tag zu verbringen. Das ist allemal entspannter und nervenschonender.

Am 10.2.2024 wurde die Maßnahmenbeschreibung schließlich an Frau Blank von der Unteren Naturschutzbehörde geschickt, die am 12.2.2024 wie folgt antwortete: „Vielen Dank für die ausführliche Rückmeldung zu den geplanten Arbeiten an dem historischen Unterstand im Naturdenkmal auf Flst. 8285 (Gemarkung Großbottwar). Diese habe ich an meine Kollegin Frau Stetter weitergeleitet, die Ihre Anfrage hinsichtlich der Naturdenkmal-Verordnung prüft. Wir geben Ihnen dazu schnellstmöglich Rückmeldung.“

Bereits am selben Tag kam die Mail von Frau Stetter mit folgendem Inhalt: „Auch von mir vielen Dank für die ausführliche Darstellung der geplanten Arbeiten an dem Feldhüterunterstand, welcher Bestandteil des Naturdenkmals Nr. 15/04 „Hecke mit Feldhüterunterstand beim Bärental“ ist. Aus Sicht der unteren Naturschutzbehörde werten wir das geplante Zurückdrängen des Bewuchses entlang des Gewölbebogens, die Entfernung von Abfall, das Abtragen von angeschwemmtem Erdmaterial im Eingangsbereich, das Aufmauern von zwei bis drei geeigneten Steinen (gleiches Steinmaterial vorausgesetzt) an den Stellen, wo diese herausgefallen sind, sowie die vorsichtige Reinigung des Innenraums als Unterhaltungs- und Instandsetzungsmaßnahmen. Nach § 4 Ziffer 2. der Naturdenkmal-Verordnung (siehe Anhang), gelten die Verbote des § 3 nicht für die Unterhaltung und Instandsetzung der rechtmäßigerweise bestehenden Einrichtung (hier: Feldhüterunterstand). Somit sind diese Maßnahmen gemäß § 4 der Verordnung zulässig. Wir begrüßen Ihre Initiative und bedanken uns sehr für Ihr Engagement. Aus unserer Sicht könnten Sie in Abstimmung mit der Stadt Großbottwar ab sofort mit den geplanten Unterhaltungs- und Instandsetzungsmaßnahmen beginnen, insbesondere mit dem Zurückdrängen bzw. Rückschnitt des Bewuchses im Bereich des Eingangs und des Gewölbebogens, da der Rückschnitt vor dem 1. März stattfinden muss. Das Aufstellen der geplanten Info-Tafel ist nach § 3 Absatz 2 Nr. 4 und § 4 Nr. 4 der Verordnung nur zulässig, wenn diese von der Behörde angeordnet oder zugelassen wird. Wir bitten Sie zunächst um einen Vorschlag für die Aufschrift der geplanten Info-Tafel. Dies eilt jedoch nicht, da hier keine Vegetationszeit zu berücksichtigen ist.“

Nach der Genehmigung seitens der Naturschutzbehörde stand jetzt noch das Einverständnis der Stadt Großbottwar aus. Da der Besprechungstermin erst nachmittags am 29.2.2024 stattfinden konnte, war es nahezu unmöglich, im Anschluss noch die Gehölzarbeiten in Angriff zu nehmen. So wurde bei der Stadt am 15.2.2024 angefragt, ob zumindest die Gehölzarbeiten noch vor 1. März durchgeführt werden können. Die Antwort kam am 19.2.2024 von Bauamtsleiter Andreas Dietzel, dass im Vorgriff zum Termin schon begonnen werden kann.

Am Samstagmorgen, den 24.2.2024, traf sich ein hochmotiviertes Team bestehend aus Reinhard Wolf, sowie Elias, Birgit und Markus Pantle, um den Gehölzschnitt um den Weinberghüterunterstand anzugehen. Da Reinhard Wolf aufgrund von unzähligen Gehölzpflegeaktionen einen immensen Wissensschatz besitzt, konnte er genau die Sträucher anzeigen, die abgeschnitten werden sollten und welche nicht. Elias Pantle übernahm die Arbeiten auf der Leiter, indem er den Gewölbescheitel mit einer Astschere freischnitt. Reinhard Wolf mit seinem praktischen Hochentaster konnte die Arbeiten auf sicherem Boden ausführen. Markus Pantle grub so gut es ging die Schlehen mit Wurzeln aus, die sich vor dem Unterstand breitgemacht hatten. Seine Frau Birgit las die abgeschnittenen Zweige auf und lud sie auf den mitgebrachten Autoanhänger. Sie nahm sich auch der unschönen Hinterlassenschaften der Vierbeiner an und konnte einen ganzen Eimer mit Hundekotbeutel füllen. Als nächster Schritt wurden die hineingerutschen Erdmassen abgetragen und die darin noch vorhandenen, meist kleinen Steine an der südlichen Seitenmauer wieder aufgeschichtet. Schließlich ging es an die Reinigung der Natursteine im Innenbereich. Da der Zustand des Steinmaterials im Großen und Ganzen gut war, genügte ein vorsichtiges Abbürsten mit einem groben Straßenbesen. Hierbei wurde in einer Fuge ein Versteck eines Geocaches entdeckt. Nach einer wohlverdienten Vesperpause wurden die Arbeiten fortgesetzt. Zum Schluss wurde mit einem Rechen der Boden gesäubert und entlang des „Berntelsteigles“ ein sehr flacher Erdwall geformt, der den Unterstand vor hereinfließendes Wasser bei Starkregenereignissen schützt. Nach dem Aufladen sämtlicher Zweige und dem Reinigen der Straße wurde das Schnittgut auf dem Großbottwarer Häckselplatz „Letterle“ gefahren und ordnungsgemäß entsorgt.

Am 29.2.2024 fand die Unterredung mit Bürgermeister Ralf Zimmermann und Bauamtsleiter Andreas Dietzel statt. Markus Pantle hatte hierfür eine Power-Point-Präsentation vorbereitet, in der er zuerst die noch erhaltenen Unterstände auf der Markung Großbottwar vorstellte. Es  folgten Beispiele aus dem Neckar- und Enztal, wo man noch Unterstände mit falschem Gewölbe finden kann. Unterstände dieser Art gibt es europaweit, und es schlossen sich Beispiele aus dem Burgund und aus Südfrankreich an. Dann wurde der Unterstand in der Berntel näher vorgestellt und die geplanten Maßnahmen der Inwertsetzung aufgezeigt. Den Abschluss bildeten Fotos von der gelungenen gemeinsamen Rückschnitts- und Säuberungsaktion am 24.2.2024. Alles in allem waren die Herren sehr angetan, vor allem darüber, dass auf die Stadt keinerlei Kosten oder sonstige Aufwendungen zukommen würden. Auch der Vorschlag, eine Sitzbank im Innern und eine Informationstafel neben dem Unterstand aufzustellen, wurde begrüßt.

Mann arbeitet an einer Informationstafel
Reinhard Wolf beim Aufnieten der Informationstafel an die Stahlplatte des Standfußes (Foto: Markus Pantle)

Nachdem nun seitens der Stadt das offizielle Einverständnis vorlag, galt es, sich um den Inhalt und Entwurf der Informationstafel zu kümmern. Glücklicherweise konnte hier ebenfalls auf Reinhard Wolfs großen Erfahrungsschatz zurückgegriffen werden. Er hatte schon bei zahlreichen Tafeln für Kleindenkmale die Texte entworfen und sich um deren Gestaltung gekümmert. So stellte er für dieses Projekt einen Entwurf zur Verfügung, der jedoch noch an die betreffende Situation angepasst werden musste. Anfragen bei Frau Popper vom Stadtarchiv Großbottwar bezüglich der genauen Erbauungszeit des Bauwerks sowie historischer Fotos von Unterständen blieben leider erfolglos. Um evtl. weitere Informationen für die Tafel zu erlangen, hob Markus Pantle auf den Urflurkarten von 1832 und 1833 die Weinbauflächen in den Gewannen „Bernthal“ und „Kranzenberg“ farblich hervor und konnte eine damalige Rebfläche von 13 ha errechnen. In einem Buch von Ernst Schedler: „Oberstenfeld-Gronau-Prevorst in alten Aufnahmen“ entdeckte er auf S. 77 ein qualitätsvolles und aussagekräftiges Foto eines Unterstandes, vor dem zwei junge Wengertschützen Vesperpause halten. Über eine Anfrage bei Heidemarie Bücker vom Gemeindearchiv Oberstenfeld konnte der Besitzer des Fotos, Jürgen Wirth, ausfindig gemacht werden. Er gab uns dankenswerterweise die Erlaubnis, das Bild verwenden zu dürfen.

Die Gestaltung der Tafel übernahm freundlicherweise Cosima Jung, die Tochter des Verfassers. Nach einigem Hin und Her kristallisierte sich ein aussagekräftiger Entwurf heraus, der dann immer mehr verfeinert wurde.

Um den Besuchern weitere Informationen mit an die Hand geben zu können, sollten diese über QR-Codes mit Smartphones abrufbar sein. Auch hier konnte man sich einmal auf die Erfahrungen Reinhard Wolfs stützen, der bereits für ein anderes Projekt Texte über die Aufgaben eines Wengertschützen sowie über echte und falsche Gewölbe verfasst hatte. Elias Pantle generierte die QR Codes.

Als nun der Entwurf des Schildes feststand sowie Inhalt und Bildrechte geklärt waren, konnten am 6.6.2024 die Unterlagen zur Genehmigung der Informationstafel an die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt Ludwigsburg übersandt werden. Hierbei musste ein detaillierter Plan des Schildhalters gezeichnet werden, und es wurde folgende Beschreibung angefügt: „Bei der Halterung für die Infotafel handelt es sich um eine verzinkte Stahlkonstruktion, mit einem stabilen Fuß aus Quadratrohr, der in ein Betonfundament eingegossen wird. Die Lage wird ca. 2 m neben den Häuschen im Rain sein, damit bei Fotoaufnahmen des Objekts die Infotafel nicht störend wirkt. Die Lage im Rain wird mit ausreichend Abstand zum landwirtschaftlichen Weg sein, damit ausladende landwirtschaftliche Fahrzeuge daran nicht hängen bleiben.“

Endlich am 23.7.2024 erfolgte dann die „Zulassung der Informationstafel am Wengertschützenunterstand im Gewann ‚Berntal‘ bei Großbottwar, im Naturdenkmal 15/04“ unter folgendem Wortlaut: „Das Aufstellen der geplanten Informations-Tafel ist nach § 3 Absatz 2 Nr. 4 und § 4 Nr. 4 der Naturdenkmal-Verordnung nur zulässig, wenn diese von der Behörde angeordnet oder zugelassen wird. Wir erteilen hiermit per Email unsere Zulassung als untere Naturschutzbehörde für die Aufstellung der Informations-Tafel, wie in den angehängten Planunterlagen vom 06.06.2024 (Ansichten M 1:100, Details M 1:20) dargestellt, mit folgenden Auflagen:

  1. Nach dem Aufstellen der Informationstafel ist der frühere Zustand im Nahbereich der Informationstafel, insbesondere im Umfeld des Betonfundaments, so weit als möglich wieder herzustellen.
  2. Material: die Halterung für die Info-Tafel aus verzinkter Stahlkonstruktion, mit einem stabilen Fuß, der in ein Betonfundament eingegossen wird.
  3. Lage der Tafel: ca. 2 m neben dem Häuschen im Rain mit ausreichend Abstand zum landwirtschaftlichen Weg, damit ausladende landwirtschaftliche Fahrzeuge daran nicht hängen bleiben.
  4. Die Zustimmung der Stadt Großbottwar als Grundstückseigentümer ist von dort direkt einzuholen.“

Daraufhin wurde die Stadt Großbottwar angeschrieben mit der Bitte um Erlaubnis zur Aufstellung des Informationsschildes auf ihrem Grundstück. Nachdem am 21.8.2024 auch deren Einverständnis erteilt wurde, konnte nun das Schild am 24.8.2024 zum Druck in Auftrag gegeben werden. Hierbei handelte es sich um eine Alu-Dibondplatte im Format DIN A3, die die Firma Mauz Lichtwerbung GmbH, Hohnerstraße 15 in 70469 Stuttgart bedruckte.

Mann rührt Beton in einem Behälter an
Bevor die Infotafel angebracht wurde, musste das Fundament für den Standfuß ausgegossen werden. Jakob Gommel rührt den Beton dafür an (Foto: Markus Pantle)

Am 9.9.2024 rückten Jakob Gommel und Markus Pantle an, um die Halterung etwa zwei Meter rechts des Unterstandes anzubringen. Zuerst musste mit dem Spaten ein etwa 80 cm tiefes Loch gegraben werden. Trotz Regens war das Erdreich ausgesprochen trocken und schwer zu bearbeiten. Nur durch regelmäßiges Wässern der Aushubsohle konnte die notwendige Tiefe von etwa 20 cm unter dem Straßenniveau erreicht werden. Jakob Gommel als gelernter Maurer rührte den Beton erdfeucht an, der in das Loch gefüllt wurde. Nach dem Ausrichten der Halterung wurde etwa 20 cm hoch Erdreich über dem Betonfundament aufgebracht, so dass die Vegetation sich um das Schild wieder entwickeln kann. Beim letzten Arbeitsschritt – dem Anbringen der Druckplatte auf der Halterung – am 11.9.2024 kam wieder Reinhard Wolf zum Einsatz. Die Alu-Dibondplatte wurde genau ausgerichtet und mit Schraubzwingen befestigt. Von unten wurde durch die acht vorhandenen Löcher, nach oben durch die Platte durchgebohrt, dann von oben die Nieten angesetzt und durch Vernietung mittels Nietzange die Platte befestigt.

Bereits am 1. März 2024 nach der Präsentation auf dem Rathaus rief später Bauamtsleiter Andreas Dietzel an und fragte, ob ich mir vorstellen könnte, dem Gemeinderat das Projekt vorzustellen. Ich sagte natürlich zu, denn wann hat man sonst mal eine Gelegenheit, den Gemeinderäten die heimischen Wengertschützenunterstände näher zu bringen und ein Augenmerk auf diese interessanten Kleindenkmale zu lenken.

Abends am 11.9.2024 wurden Jakob Gommel sowie Elias und Markus Pantle zur Gemeinderatsitzung eingeladen. Markus Pantle konnte durch eine Power- Point-Präsentation das Kleindenkmalprojekt den Gemeinderäten näherbringen. Im Anschluss erhielten die drei ein Weinpräsent aus der Hand von Bürgermeister Ralf Zimmermann. Positiv zu erwähnen ist, dass das Preisgeld von € 500 gar nicht ganz aufgebraucht wurde, da Herr Wolf die Schild-Halterung zur Verfügung stellte und die anfallenden Materialkosten sich im Rahmen hielten.

Dank

  • an Reinhard Wolf für seine große praktische Unterstützung sowie den fruchtbaren Austausch und seine wertvollen Hinweise,
  • an Jakob Gommel und Elias sowie Birgit Pantle für die praktischen Arbeiten vor Ort,
  • an Cosima Jung für die Gestaltung der Tafel,
  • an Bürgemeister Ralf Zimmermann, Bauamtsleiter Andreas Dietzel und Ökologe Dr. Ulrich Grunicke von der Stadt Großbottwar, dass sie sich auf dieses Projekt eingelassen haben und wohlwollend zur Seite standen,
  • an die Untere Naturschutzbehörde im LRA Ludwigsburg für die diverse Genehmigungen.

Schlussbemerkung

Der Verfasser, der von Beruf Architekt ist, ist es gewohnt, mit Behörden umzugehen. Jemand anderes mit wenig Erfahrung darin, wie Behörden denken und handeln, hätte sicherlich schon im Vorfeld enttäuscht aufgegeben oder die Maßnahmen einfach ohne groß zu fragen in Eigenregie durchgeführt. Wenn man abschließend bedenkt, dass für dieses Projekt das Vierfache an Zeit am Schreibtisch aufgewendet wurde als mit den praktischen Arbeiten an Ort und Stelle, fragt man sich schon, wie der allseits beschworene Bürokratieabbau greifen soll.

Markus Pantle

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