Kulturlandschaftspreis 2025: Jugend des Bund Naturschutz Alb-Neckar (Foto: privat)
Bürgerengagement zwischen Waldweide, Hohlweg und Streuobst
Der Pflege eines weithin unbeachteten, aber doch wertvollen Ausschnitts unserer Landschaften widmet sich die Grüne Liste Hirschau: Sie hält historische Hohlwege frei und rückt sie ins öffentliche Bewusstsein. Ähnlich beispielhaft sind seit 50 Jahren die Jugendcamps des Bund Naturschutz Alb-Neckar (BNAN): Junge Menschen engagieren sich in Pflegeeinsätzen für den Erhalt von Wacholderheiden, Streuobstwiesen, Hochmooren und mehr. Dafür bekommen sie den Jugend-Kulturlandschaftspreis. Beide, ebenso wie zwei weitere Preisträger, werden dieses Jahr mit dem Kulturlandschaftspreis 2025 des Schwäbischen Heimatbundes ausgezeichnet. Zwei Sonderpreise werden für den Einsatz zum Erhalt von Kleindenkmalen verliehen.
Alle vier Hauptpreisträger – von Hohenlohe über die Region Neckar-Alb bis nach Tübingen – stehen beispielhaft dafür, dass die Auseinandersetzung mit den Ressourcen unserer Landschaften und deren Pflege, das Weitergeben von Wissen sowie Einblicke in ökologische Zusammenhänge überall im Land als generationenübergreifende Aufgaben erkannt werden. Zwei Kleindenkmal-Sonderpreise wurden ebenfalls nach Tübingen und in den fränkischen Nordosten vergeben. Viele dieser historisch wie ökologisch besonders bedeutsamen Strukturen und Schönheiten unserer durch Bewirtschaftung entstandenen Landschaft würden ohne solch beispielhaften Einsatz verschwinden oder in Vergessenheit geraten, betonte der Geschäftsführer des Schwäbischen Heimatbundes, Dr. Bernd Langner, bei der Bekanntgabe der Preisträger.
Jeder Hauptpreisträger erhält ein Preisgeld von 1.500 €, der Kleindenkmalpreis wird mit je 500 € belohnt. Die Preissumme wird von der Sparkassen-Finanzgruppe Baden-Württemberg sowie der Sparkassenstiftung Umweltschutz zur Verfügung gestellt. Überreicht werden die Auszeichnungen am 13. Oktober 2025 um 17:30 Uhr in der Kulturhalle von Kupferzell im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung und unter Beteiligung der Staatssekretärin für Ländlichen Raum Baden-Württemberg. Zur Verleihung sind alle Interessierten eingeladen. Eine Anmeldung ist zwingend erforderlich bei der SHB-Geschäftsstelle oder unter post@kulturlandschaftspreis.de. Anmeldefrist ist der 2. Oktober 2025.
Jugend-Kulturlandschaftspreis 2025
Bund Naturschutz Alb-Neckar e.V. (BNAN), 72764 Reutlingen
1975 als Initiative von Bund Naturschutz Alb-Neckar und Naturschutzfachverwaltung entstanden und schon lange in Kooperation mit dem Bund Naturschutz Oberschwaben, engagieren sich Jugendliche im jährlichen Turnus in einem Ökologischen Zeltlager für besonders hochwertige, aber bedohte Teile der Kultur- und Naturlandschaft der Alb und in Oberschwaben. Mit Freude und körperlichem Einsatz haben über 1500 Teilnehmer in 50.000 Stunden Heiden, Streuwiesen und Moorflächen erfolgreich gesichert und sich nachhaltig in die Vielfalt der Themen von Natur- und Kulturlandschaft eingearbeitet. Planung und Leitung liegen in den Händen erfahrener ehemaliger Lagerteilnehmer.

Kulturlandschaftspreis 2025
(von Nord nach Süd)
Familie Schmetzer-Bucka, 74638 Waldenburg (Hohenlohekreis)

Als herausragende Kulturlandschaft sind die Waldenburger Berge durch ein Netz von Naturschutzgebieten unter Schutz gestellt. Familie Schmetzer-Bucka hat sich dort seit 2007 der Aufgabe verschrieben, diese Landschaft so zu bewirtschaften, dass sie ihre biologische Vielfalt und deren Wert behält. Mit ihrem landwirtschaftlichen Demeter-Betrieb betreiben sie Viehwirtschaft in geschützten Feucht-, Nass- und Waldbiotopen, bewirtschaften bunte Wiesen und Streuobst und halten so betrieblich erfolgreich die Vielfalt dieser Landschaft lebendig.
Interessengemeinschaft Die Schwäbische ObstArche Fils-Alb, 73344 Gruibingen (Kreis Göppingen)

Mit dem Ziel, den Genpool möglichst vieler Obstsorten aus ganz Europa sowie das einzigartige Ökosystem Obstwiese auch im Klimawandel zu sichern und zu entwickeln, haben sich fünf erfahrene Obstexperten zur Interessengemeinschaft »Die Schwäbische ObstArche Fils-Alb« zusammengeschlossen. In Kooperation mit einem Netzwerk europäischer Fachleute sammeln, veredeln, reproduzieren und vermarkten sie diese Vielfalt. Intensive Lobbyarbeit, akribische Forschung und Kooperationsprojekte – etwa mit der Autobahn GmbH Südwest – sind Meilensteine auf dem Weg, ihr Vorhaben erfolgreich in die Fläche zu bringen.
Grüne Liste Hirschau, 72070 Tübingen

Durch Jahrhunderte lange Nutzung entstandene Hohlwege mit ihrem spezifischen Kleinklima und daran angepasster Pflanzen- und Tierwelt gehören zu den weniger beachteten Kleinodien der Kulturlandschaft und gehen vielfach durch Nutzungsaufgabe und Auffüllung verloren. Die Grüne Liste Hirschau widmet sich mit Sachkenntnis und beispielhaft seit Jahren der Erhaltung und Pflege zweier kulturhistorisch bedeutsamer Hohlwege und sorgt aktiv dafür, daß diese Kulturzeugen und die Geschichten, die sie erzählen, im Bewusstsein ihrer Hirschauer Mitbürgerinnen und Mitbürger lebendig bleiben.
Sonderpreis »Kleindenkmale« 2025
Eva Maria Kraiss, 74544 Michelbach an der Bilz (Kreis Schwäbisch Hall)

Von 1997 bis 2000 haben Eva Maria Kraiss und ihre inzwischen verstorbene fotografische Partnerin Marion Reuter die Gedenk- und Sühnekreuze in den Landkreisen Schwäbisch Hall und Hohenlohe erfasst und insbesondere auch fotografisch dokumentiert. Mit einer Ausstellung ihrer Ergebnisse und einem eindrucksvollen Begleitbuch dazu konnten sie regional großes Interesse für das Thema wecken. Das war aber nur der Auftakt zu einem seither jahrzehntelangen Einsatz für die öffentliche Wahrnehmung dieser Kleindenkmale und ihrer oft unheilvollen Geschichten mit Ausstellungen, weiteren Büchern und Führungen – darunter auch Ausstellung und Begleitbuch von 2018 zu den noch auffindbaren Relikten des einst reichen jüdischen Lebens in der Region.
Helen Kapeller, 72072 Tübingen

In Ihrer, auch für Nichtfachleute spannend zu lesenden archäologischen Masterarbeit hat Helen Kapeller mit dem Zoologischen Garten am Tübinger Spitzberg ein recht ungewöhnliches Relikt einer historischen Landnutzung anhand von recherchierten Daten und der im Gelände vorhandenen baulichen und gestalterischen Reste digital rekonstruiert und sich mit den zeitgeschichtlichen Bezügen auseinandergesetzt. In der Zeit seiner Existenz zu Beginn des 20. Jh. als Tübingens größte Sehenswürdigkeit angesehen, ist der Tübinger Tiergarten heute nahezu vollständig aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden.
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