Historische Abbildung des Kalkofens

Kalkofen Untermarchtal

Technisches Kulturdenkmal und Museum

Putz und Zement kommen heute in Papiersäcken ins Haus – abgefüllt in riesigen Kalk- und Zementwerken. Das war nicht immer so. Die industrielle Fertigung entstand erst im 19. Jahrhundert. Bis in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg produzierten noch unzählige kleine Kalkbrennereien wie seit Jahrhunderten für den Bedarf der Umgebung.

Gebäude mit Schornstein
Das Technische Kulturdenkmal Kalkofen mit Untermarchtal mit Museum zur Geschichte des Kalkbrennens

In Untermarchtal wurde das letzte erhaltene kleine Kalkwerk mit Schachtofen des Alb-Donau-Raums originalgetreu restauriert und als technisches Museum eingerichtet. Die Anlage besteht aus einem über eine Gichtbühne beschickten Schachtofen mit einem sieben Meter hohen Schornstein sowie der angebauten Werkhalle mit den historischen, weitgehend original erhaltenen Vorrichtungen zum Löschen, Sieben und Abfüllen des Kalks. Sie können bei Führungen für die Besucher in Betrieb genommen werden.

Der Kalkofen in Untermarchtal war von 1923 bis 1939 in Betrieb. Danach dienten die Gebäude als Remise. Nach jahrelangem Leerstand und seiner Einstufung als erhaltenswertes Kulturdenkmal wurde der Kalkofen 1984 an das Land Baden-Württemberg verkauft, das es 1986 dem SHB in Erbpacht überließ, mit der ausdrücklichen Zweckbestimmung, den historischen, denkmalgeschützten Kalkofen sobald wie möglich wieder herzustellen und danach einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Von 1986 bis 1990 wurde die Anlage durch den Schwäbischen Heimatbund restauriert und ein Museum eingerichtet. Der Museumsbetrieb und die Veranstaltungen werden von der Ortsgruppe Untermarchtal durchgeführt.

Seit Jahrtausenden dient Kalkstein in vielfältiger Form als Rohstoff zur Herstellung von Mörtel und Anstrichen, als Desinfektionsmittel sowie als Dünger für die Felder. Bereits die Ägypter und Babylonier brannten Kalk zur Herstellung ihrer großen Bauten. Die Römer perfektionierten das Verfahren. Durch sie wurde das Kalkbrennen auch nördlich der Alpen bekannt, doch ging diese Kenntnis zunächst wieder verloren. Erst nach dem Mittelalter nahm die Bedeutung des gebrannten Kalks wieder zu.

Die mächtigen Kalkvorkommen der Schwäbischen Alb entstanden vor rund 190 bis 140 Millionen Jahren im warmen Jurameer. Über ihre unterschiedlichen Qualitäten, die Geschichte ihres Abbaus und ihrer Verwendung wird man in der permanenten Ausstellung ausführlich informiert. Außerdem gibt es einen ausführlichen Führer durch den Kalkofen.

Sieb- und Abfüllanlage

In Untermarchtal erwarten Sie:

  • Eine betriebsbereite Anlage mit Schachtofen, 5-PS-Benzin-Motor (1927), Förderschnecke, Elevator, Wasserpumpe und Siebtrommel.
  • Führungen erläutern die schwere Arbeit im Steinbruch und beim Beschicken des Ofens sowie die gesundheitlichen Gefahren, denen die Arbeiter beim Löschen und Abfüllen des Kalks ausgesetzt waren (Verätzungsgefahr).
  • Ein Videofilm (15 Minuten) verdeutlicht, wie in Untermarchtal von 1923 bis 1939 Kalk gebrannt wurde.
  • Der ehemalige Weißjura-Kalksteinbruch (Zeta 1) oberhalb der Anlage.
  • Eine botanische Rarität stellt das Trockenrasenbiotop im Kalkofenumfeld dar.
  • Ausstellung zur Geschichte der Kalk- und Zementbrennerei.
  • Kalk- und Zementwerke standen am Beginn der Industrialisierung des Alb-Donau-Raums. Sie prägen die Landschaft bis heute.
  • Zusätzlich zur Demonstration der bäuerlich-handwerklichen Kalkbrennerei finden Sie eine Ausstellung zur Geschichte des Kalk- und Zementbrennens von der Römerzeit bis heute.

Der Kalkofen im Film

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Anfahrt und Öffnungszeiten

Der Kalkofen liegt direkt an der B 311 zwischen Ehingen und Riedlingen. Parkplätze sind vorhanden.

Von Anfang April bis Ende September an Sonn- und Feiertagen von 13.00 bis 17.00 Uhr. In Corona-Zeiten werden alle Regeln und Vorsichtsmaßnahmen eingehalten. Außerhalb der Saison und an Werktagen sind Führungen nach Vereinbarung jederzeit möglich.

Erwachsene zahlen € 2,-, Jugendliche € 1,-, Gruppen ab 15 Personen € 1,50 pro Person

Das Infozentrum in 89617 Untermarchtal erreichen Sie unter der Telefon-Nummer 0172 2705900 (Herr Kurz). Für weitere Fragen wenden Sie sich an die Ortsgruppe Untermarchtal.

Literatur

Ein 20seitiger Führer über das Kalkofenmuseum ist im Verlag Schnell & Steiner erschienen. Er ist über den SHB erhältlich.

Alle Kulturdenkmale des Schwäbischen Heimatbundes

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