(Schwarzwald, Baar, Schwäbische Alb, Oberschwaben, Bodensee)
Steffen Verlag Stuttgart, 2021. 190 Seiten. Taschenbuch, flexibler Umschlag 14,95 €. ISBN 978-3-95799-107-2
Der Wanderführer zu Naturdenkmalen im nördlichen Baden-Württemberg (siehe SH 2021/1) hat mit dem zweiten Band eine schöne Vervollständigung erhalten, wobei auch hier die Auswahl der Gebiete ein persönliches Bekenntnis der Autorin ist: An manchen Stellen im Land häufen sich die Vorschläge, mittlerer Schwarzwald, Hotzenwald und Hochrhein, Balinger Alb und große Teile Oberschwabens hingegen sind unterrepräsentiert. Das macht aber nichts, denn die 50 Wandervorschläge bieten genügend Anregungen für viele Touren. Die Wegbeschreibungen sind durchweg gut und die Schilderungen der Naturdenkmale mitsamt den dazu gehörenden Sagen und Überlieferungen eingängig, machen Spaß beim Lesen und ermuntern zum Losmarschieren. Man kann sich, selbst wenn man noch nie dort war, einen guten, oft geradezu malerischen Eindruck der Wanderziele verschaffen, und spürt, dass es nicht nur so dahergesagt ist, wenn die Autorin schreibt, dass sie beglückende Entdeckungen gemacht habe, an denen sie die Leser teilhaben lassen will. Schön und zeitgemäß ist es, dass jeweils die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln propagiert und meist sogar vor den Wanderparkplätzen genannt wird. Der Begriff Naturdenkmal, laut Gesetz auf Gebiete unter 5 Hektar Größe definiert, wird ziemlich strapaziert; die Wutachschlucht und der Federsee beispielsweise sind nicht nur ein bisschen größer als fünf Hektar.
Durchweg eigene, im Großen und Ganzen hervorragende Fotos verstärken den Eindruck eines ganz persönlichen Wanderführers. Man meint, das ansprechende Büchlein sei während des Wanderns geschrieben worden und freut sich regelrecht aufs Nacherleben. Die Wandervorschläge stellen keine übertriebenen Anforderungen an rüstige Wanderer; die Angaben über Länge und Zeitaufwand sind zutreffend und auch der Schwierigkeitsgrad ist angegeben. Nur ein Wanderweg – von Honau hinauf zum Lichtenstein – wird als glitschig beschrieben, wobei man schon das Aufwärtsgehen als etwas riskant einstufen muss und – aus eigener Erfahrung – vom Abwärtsgehen eigentlich abraten sollte.
Gut gelungen ist der Autorin die Mischung aus naturkundlichen Beschreibungen, Sagen und Überlieferungen. Bevorzugt der eine Leser die durchweg gut recherchierten Naturdenkmaltexte, erfreut sich ein anderer an den Sagen; beides zusammen zeichnet das Buch als interessanten Begleiter auf Wanderungen aus. Die Autorin hat alle Wanderungen selbst erkundet und aus eigenem Erleben geschildert – dies ist durchaus erwähnenswert, wirkt doch manch anderer der derzeit den Büchermarkt überschwemmenden Wanderführer irgendwie abgeschrieben. Nein, dieses Büchlein wirkt lebendig, und selbst wenn man es zur Hand nimmt, ohne konkret an einen Sonntagsausflug zu denken, ist es eine unterhaltsame und lehrreiche Lektüre.
Auch dieser Wanderführer gehört wie Band 1 zu den empfehlenswerten Büchern für den Nachttisch, für das Bücherregal und den Rucksack. Ein paar kleine Unzulänglichkeiten wie zum Beispiel die Erwähnung eines württembergischen Großherzogs (S. 21), den es allerdings – selbst in der Sagenwelt – nie gegeben hat, lassen sich bei einer Zweitauflage, die in unserer schnelllebigen Welt zur Aktualisierung von Adressen und anderer Daten sicher notwendig werden wird, ausmerzen.
Reinhard Wolf
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