Autoren: Johannes Schweikle und Daniel Keyerleber (Fotos). 8 grad Verlag Freiburg 2024. 256 Seiten mit 160 Abb. Hardcover 35 €. ISBN 9 78-3-91022828-3
Über den 285 Kilometer langen, bereits im Jahr 1900 vom Schwarzwaldverein mit der roten Raute ausgeschilderten Westweg von Pforzheim nach Basel ist schon viel geschrieben worden. Auch Johannes Schweikle, in Freudenstadt geborener Journalist, Autor und Dozent, hatte 2014 bereits ein Buch über ihn unter dem Titel Westwegs (Klöpfer & Meyer Verlag) verfasst, und unlängst ist mit Wildwestwegs sogar noch ein Film über diesen wohl bekanntesten und meist frequentierten Fernwanderweg Deutschlands in die Kinos gekommen. Nun haben Johannes Schweikle und Fotograf Daniel Keyerleber mit einem Westwegbuch nachgelegt, das zweifellos neue Maßstäbe setzt: Den Schwarzwald erlebt und beschreibt der Autor auf seiner Wanderung mitreißend amüsant und zugleich nachdenklich, jedenfalls auf ganz und gar unsentimentale Weise und fernab aller üblichen touristischen Klischees. In seinen unterwegs eingeblendeten Exkursen beweist der Freudenstädter ein enormes Hintergrundwissen über Land und Leute wie über die Geschichte, sodass selbst der Schwarzwälder Leser aus dem Staunen und Schmunzeln nicht herauskommt.
Für Daniel Keyerlebers eingestreute Fotos gilt Ähnliches: Auch sie zeigen den Schwarzwald nicht in den gewohnten Bildband- und Kalendermotiven, sondern zumeist recht unprätentiös, wobei er nicht einmal vor wetterbedingter Düsternis oder vor Windkraftanlagen zurückschreckt. Schade nur, dass Bildunterschriften fehlen und dass zur Lokalisierung der Aufnahmen zuhinterst im Bildverzeichnis nachgeschaut werden muss.
Die Windräder blendet der Autor nicht gänzlich aus, wenn er etwa das »Blindrad« hart am Rande des Naturschutzgebiets Blinder See kritisch kommentiert oder den Straubenhardter Windpark eher gelten lässt, um welchen der Westweg ein Stück nach Osten verlegt werden musste, um nicht die Zertifizierung als Premiumwanderweg zu gefährden. Auch massentouristische Exzesse à la Mummel- oder Titisee werden weder geschönt noch ausgelassen. Und dennoch beschreibt er die Wanderung als beglückendes und bereicherndes Erlebnis – ausgenommen die allerletzten schnurgeraden Kilometer bis ins Ziel: »Seit Lörrach fürchte ich das Ende des Wegs. So sieht die Welt aus, in die ich nach dem Ende dieser Wanderung zurückmuss.«
Wolf Hockenjos
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