Bürgerengagement in Feld, Wald und steiler Lage
Schülerinnen und Schüler des Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrums Paul-Aldinger-Schule in Steinheim-Kleinbottwar haben einen Steillagenweinberg sowie eine Streuobstwiese zu ihrem Lern- und Arbeitsfeld gemacht. Hierfür wurde sie nun ebenso wie fünf weitere Preisträger mit dem Kulturlandschaftspreis 2022 des Schwäbischen Heimatbundes ausgezeichnet. Zugleich erhielt die Schule auch den diesjährigen Jugendpreis.
Alle sechs Preisträger, vom Bottwartal über die Filder bis auf die Alb, machen mit ihrem Engagement deutlich, dass die Auseinandersetzung mit den Ressourcen unserer Landschaften und deren Pflege, das Weitergeben von Wissen sowie Einblicke in ökologische Zusammenhänge überall im Land als generationsübergreifende Aufgaben erkannt werden. Drei zusätzliche Sonderpreise wurden an Kleindenkmal-Initiativen zwischen Hohenlohe, Ostalb und Schönbuch vergeben. Viele dieser historisch wie ökologisch besonders bedeutsamen Strukturen und Schönheiten unserer durch Bewirtschaftung entstandenen Landschaft würden ohne solch beispielhaften Einsatz verschwinden oder in Vergessenheit geraten, betonte der Geschäftsführer des Schwäbischen Heimatbundes, Dr. Bernd Langner, bei der Bekanntgabe der Preisträger.
Jeder Hauptpreisträger erhält ein Preisgeld von 1.500 €, der Kleindenkmalpreis wird mit je 500 € belohnt. Die Preissumme werden von der Sparkassen-Finanzgruppe Baden-Württemberg sowie der Sparkassenstiftung Umweltschutz zur Verfügung gestellt. Überreicht werden die Auszeichnungen am 29. September 2022 in Filderstadt-Bonlanden im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung. Die Festrede wird Frau Ministerialdirektorin Grit Puchan, Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, halten.
Jugend-Kulturlandschaftspreis 2022
Paul-Aldinger-Schule, 71711 Steinheim-Kleinbottwar (Kreis Ludwigsburg)
Begeistert und mit großem Erfolg haben junge Menschen mit Beeinträchtigungen des Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum, Schwerpunkt geistige Entwicklung, in der Neckarhälde von Benningen einen Steillagenweinberg mit 14 Terrassen zu ihrem Lern- und Arbeitsfeld gemacht. Unter fachlicher Anleitung durch Lehrer und Winzer wurde der Hang restauriert, teilweise neu bestockt und wieder in die Kulturlandschaft eingegliedert. Vom Austrieb bis zur Lese kümmern sich die jungen Menschen engagiert um „ihre“ Weinstöcke. Selbst das Etikett für die Weinflaschen wurde von ihnen entworfen. Die Jüngeren haben derweil mit der Pflege einer Streuobstwiese mit 24 alten Apfelbäumen begonnen.
Kulturlandschaftspreis 2022
(von Nord nach Süd)
Heimatverein Backhäusle e.V., 71665 Vaihingen/Enz-Roßwag (Kreis Ludwigsburg)
Die historische Steillagenlandschaft der Roßwager Halde ist ein spektakuläres Markenzeichen der Kulturlandschaft im Mittleren Enztal. Mit der extrem aufwändigen Sanierung und Rekultivierung eines die Halde prägenden, aber verfallenen Terrassenweinbergs haben der Heimatverein und seine Partner ein Zeichen gesetzt für die Erhaltung dieser Kulturlandschaft. Von 2010 bis 2021 wurden auf 45 Ar Fläche insgesamt 1670 qm Trockenmauer neu gesetzt und das Grundstück wieder neu mit Reben bestockt.
Team Steiler Zucker, 70199 Stuttgart
Zehn engagierte Weinfreundinnen und -freunde haben sich 2015 zur Weinbau Steiler Zucker GbR zusammengetan mit dem Ziel, den landschaftsprägenden Steillagen-Weinbau in der Lage Cannstatter Zuckerle dadurch mit zu sichern, dass sie freiwerdende und brachliegende Weinberge übernehmen und wieder bewirtschaften. Mit bisher fast 1400 qm erneuerten Trockenmauern, Entbuschung und Neubestockung mit pilzwiderstandsfähigen Sorten sind die Flächen ehemals verwilderter Weinberge wieder beeindruckende Bestandteile der traditionellen Kulturlandschaft geworden.
Schwäbischer Albverein Ortsgruppe Bonlanden mit Tierhalter Daniel Vogel, 70794 Filderstadt-Bonlanden (Kreis Esslingen)
Seit über unglaublichen 65 Jahren kümmern sich die Mitglieder der Ortsgruppe um die Wacholderheide Haberschlai bei Bonlanden, ein für die Fildern ganz außergewöhnliches und inzwischen als Naturdenkmal ausgewiesenes Stück Kulturlandschaft. Lange Jahre zunächst mit Entbuschungs-Aktionen und jährlicher Pflegemahd, seit 2017 mit Beweidung durch eine eigens angeschaffte Herde von Kamerunschafen und Burenziegen, erhalten sie das artenreiche Kleinod in der Filderlandschaft auch für nachfolgende Generationen.
Sven Wahl, 72531 Hohenstein-Eglingen (Kreis Reutlingen)
Auf 10 Hektar Fläche entsteht im Gemeindewald Hohenstein wieder ein Hutewald. Diese bis vor 200 Jahren weit verbreitete historische Landnutzungsform halboffener Weidewälder ist heute nahezu vollständig aus der Kulturlandschaft verbannt und verschwunden. Seit 2004 nun wird mit einer Mutterkuh-Herde robuster Hinterwälder und mit modernem Biotopmanagement versucht, dieses alte Element der Kulturlandschaft neu zu beleben. Begleitend nimmt der Artenreichtum an Vögeln und Insekten in den Flächen zu.
Erbengemeinschaft Claudia und Robert Fischer, 72336 Balingen (Zollernalbkreis)
Mit großem Engagement setzen Claudia und Robert Fischer die in Rosenfeld landschaftsprägende Tradition des Streuobstbaues auf ihren geerbten Obstwiesen fort. Auf teilweise steilen Hanggrundstücken pflegen und bewirtschaften sie neben ihrer Berufstätigkeit etwa 120 hochstämmige und bio-zertifizierte Obstbäume und tragen so dazu bei, die besondere Kulturlandschaft im Schwäbischen Streuobstparadies auch für die Zukunft zu sichern.
Sonderpreis »Kleindenkmale« 2022
Ulrike Zeller, 74214 Schöntal-Sindeldorf (Hohenlohekreis)
Um die Sindeldorfer Kleindenkmale, die sie über Jahre für ein Fotoalbum zusammengetragen hatte, ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen, hat Ulrike Zeller die Initiative ergriffen. Gemeinsam mit kundigen Helfern hat sie unter dem Logo Stöckleweg erfolgreich vier Wanderwege zu Kleindenkmalen konzipiert, ausgeschildert und Faltblätter dazu erstellt. Diese bieten neben der Wegbeschreibung auch Informationen zu den einzelnen Objekten. Alle Informationen sind auch mit einem QR-Code für das Smartphone verfügbar.
Edeltraud und Johann Kohler, 89561 Dischingen-Demmingen (Kreis Heidenheim)
Dank außerordentlicher Umsicht der Eigentümer ist die Renovierung der Herrgottsruh-Kapelle in Demmingen ein beispielhaft gelungenes Vorhaben geworden. In enger Abstimmung mit der Denkmalschutzverwaltung sowie mit Hilfe sach- und fachkundiger Auftragnehmer und Helfer ist die Kapelle zwischen 2011 bis 2021 zu einem Kleinod in der umgebenden Landschaft geworden. In einer dazu erstellten Broschüre finden sich sehr lesenswerte Beiträge zur Geschichte und Ausstattung der Kapelle.
Jana Schumacher, 72076 Tübingen (Kreis Tübingen)
Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit an der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg hat Jana Schumacher die Ergebnisse der Kleindenkmalkartierung von 2007 im Schönbuch sowie weitere Daten zu darin noch nicht erfassten Kleindenkmalen analysiert und systematisch ausgewertet. Die Ergebnisse zu deren Alter, zur Dichte in einzelnen Landschaftsteilen, zur Thematik und weiteren Fragestellungen machen die Bedeutung von Kleindenkmalen für die Kultur, die Landschaft und die regionale Geschichte deutlich.
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Diese Preisidee ist unglaublich schön! Ich habe schon die Igersheimer Bildstöcke (Preis letztes Jahr) angesehen und achte seither sehr auf Kleindenkmale überall. Weiterhin viel Erfolg.
Vielen Dank! Es sind jedes Jahr großartige Projekte und Preisträger*innen dabei, die vorbildlich sind.