Träger des Peter-Haag-Preises 1979: Fabrikgebäude Goethestraße 20, Tailfingen (Albstadt), Zustand 1979 (Foto: Helmut Rominger)
Peter-Haag-Preis zum zweiten Mal vergeben
Bürgerhaus in Wangen im Allgäu, Herrenstraße 15; 16. Jahrhundert
„Wengerterhaus“ Bietigheim-Bissingen, Bei der Kelter 3; 17. Jahrhundert
Fabrikgebäude Albstadt-Tailfingen, Goethestraße 20; 1910
Am Sonntag, dem 11. November 1979, wurde in Bietigheim-Bissingen der Peter Haag-Preis 1979 überreicht. Die Jury hatte den Preis Frau Ursel Ansorge für ihr Haus Bei der Kelter 3 in Bietigheim (Stadt Bietigheim-Bissingen) zuerkannt (Architekt Dieter Ansorge). In der Verleihungsurkunde heißt es: Das Haus Bei der Kelter 3 in Bietigheim gehört zu einem Ensemble, in dem die Weinbautradition der Stadt ihren städtebaulichen Ausdruck findet. Mit der vorbildlichen Wiederherstellung dieses Hauses und seiner Nutzbarmachung für zeitgemäße Ansprüche haben Ursel und Dieter Ansorge ein Zeichen gesetzt für die Erneuerung und Aufwertung eines historisch bedeutsamen aber lange vernachlässigten Altstadtquartiers. Oberbürgermeister Manfred List konnte in seinem Grußwort die Vergabe des Peter-Haag-Preises nach Bietigheim-Bissingen in einen bedeutsamen Dreiklang bringen: nicht allzu lange zuvor konnte die Stadt den ersten Preis im Landeswettbewerb „Wohnen in der Stadt“ für ein Sanierungsobjekt entgegennehmen … , und nicht zuletzt hat die Wiederherstellung des Hornmoldhauses weithin Beachtung und berechtigte Anerkennung ausgelöst.
Der Peter Haag-Preis ist nicht etwa ein „Preis für Fachwerk-Häuser“ Das zeigen die beiden Objekte, die 1979 mit der Plakette des Peter Haag-Preises ausgezeichnet worden sind: In Wangen im Allgäu hat die Familie Kiesel-Sigerist mit den Architekten Gabler, Morlock und Seitz das Haus Herrenstraße 15 auf beispielhafte Weise erneuert und für die Zwecke eines modernen Wohn- und Geschäftshauses hergerichtet. Dieses Haus gehört zu den zahlreichen markanten Bürgerhäusern, in denen sich Rang, Reichtum und weitgespannte Beziehungen der ehemals freien Reichsstadt widerspiegeln. Bei der Wiederherstellung wurde in vorbildlicher Weise diese Beziehung des Hauses zum Gesamtbild der Stadt berücksichtigt; zugleich wurde ein Beispiel gegeben durch die umfassende Art der Erneuerung, die gleiches Aufmerken dem Ganzen zuwandte wie den Details, der Vorder- wie der Rückfront, den Fassaden wie den Innenräumen.
In Tailfingen (Albstadt) schließlich galt die Auszeichnung dem von der Erbengemeinschaft der Familien Conzelmann wiederhergestellten Fabrikgebäude Goethestraße 20. Dieses Gebäude wurde 1910 errichtet, es ist ein hervorragendes Beispiel für die lndustrie-Architektur des beginnenden 20. Jahrhunderts. Dieser Charakter des Gebäudes wurde bei der Erneuerung sorgfältig gewahrt. Die Besitzer verzichteten auf jede „Modernisierung“ und setzten damit einen für Geschichte und Stadtbild Tailfingens bedeutsamen Akzent, der als Beispiel wirken sollte für seine Umgebung – und darüber hinaus.
(Schwäbische Heimat 1980, Heft 1)
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