Kulturlandschaftspreise des Schwäbischen Heimatbundes am 12. November 1992 in Hayingen verliehen
(Quelle: Alb-Bote / Schwäbische Heimat, H. 4, 1992)
Titelbild: Hofgut und Ruine Maisenburg (Foto: Gmünder – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Bild-Link)
Zum zweiten Mal hat der Schwäbische Heimatbund den im vergangenen Jahr gestifteten Kulturlandschaftspreis vergeben. Etwa 300 Gäste waren aus diesem Anlaß in die Hayinger Turn- und Festhalle gekommen. Der Ort der Ehrung hatte seinen Grund: Einen der drei mit je 2000 Mark dotierten Hauptpreise erhielt die Betriebsgemeinschaft Maisenburg. Öffentliche Anerkennung erfuhren zudem unter anderem die Ortsgruppen Rietheim und Mehrstetten des Schwäbischen Albvereins. In seiner Festansprache vertrat Ministerialdirigent Bernhard Bauer vom Stuttgarter Umweltministerium die Auffassung, daß eine Neuorientierung von Wirtschaft und Gesellschaft hin zur Versöhnung von Ökologie und Ökonomie zentrale Aufgabe der Zukunft sei. Das gehe im Bereich der Landschaftspflege nicht ohne Personen, die sich mit Idealismus engagierten und die jetzt durch den Schwäbischen Heimatbund verdientermaßen ausgezeichnet würden.
Bereits 1977 habe der Schwäbische Heimatbund einen Denkmalschutzpreis ins Leben gerufen, erinnerte Martin Blümcke in seiner Begrüßung. Vor einem Jahr, so der Vorsitzende des Heimatbundes, sei der Kulturlandschaftspreis hinzugekommen. Hintergrund sei der Erhalt der in Jahrtausenden durch Menschenhand geschaffenen Kulturlandschaft mit ihrer Flora und Fauna. Dadurch soll der Reichtum verschiedenartiger Landschaftsbilder kommenden Generationen erhalten bleiben. Die große Zahl der Einsendungen habe in diesem Jahr dazu geführt, daß nicht nur drei Hauptpreise zu je 2000 Mark, sondern auch zwei Sonderpreise mit je tausend Mark vergeben wurden, erklärte Blümcke. Außerdem seien sieben Projekte mit einer öffentlichen Anerkennung bedacht worden.
Für die Festrede war ursprünglich Umweltminister Harald B. Schäfer vorgesehen gewesen, der jedoch kurzfristig absagen mußte. An seiner Stelle war Ministerialdirigent Bernhard Bauer nach Hayingen gekommen, der von einer tiefgreifenden Veränderung der Kulturlandschaft sprach, die ihre Ursache im Rückzug bäuerlicher Betriebe habe. Die Folgen bewertete Bauer sehr negativ. Die Aufgabe der Schäferei, großflächige Fichtenaufforstungen, Stillegung von Ackerflächen, die Suche nach neuen intensiven Nutzungsformen nannte er als Beispiele.
Die Ausweisung von Schutzgebieten allein reiche nicht als Gegenmittel gegen diese Entwicklung aus, sagte Bauer, weil die Natur nicht auf einzelnen Inseln erhalten bleiben könne. «Wir brauchen Naturschutz auch in der Fläche, auch in den Köpfen», so der Ministerialdirigent. Bauer appellierte, die Landschaft als Ganzes zu erhalten, was nur möglich sei durch eine Fortsetzung der Bewirtschaftung bei gleichzeitiger Entwicklung hin zu einer ökologischen Landwirtschaft.
Der Juryvorsitzende Dr. Oswald Rathfelder betonte, daß es sich um den einzigen derartigen Preis in ganz Deutschland handele. Es seien lauter preiswürdige Arbeiten eingegangen, so daß sich die Jury gezwungen sah, Schwerpunkte zu setzen. Kriterien der Bewertung waren: Landschaftsnutzung im Einklang mit der Natur, Pflege und Erhaltung schützenswerter Landschaftsausschnitte, sogenannter ökologischer Trittbretter, sowie Gestaltung von charakteristisch überlieferter Landschaft.
Mit der Vergabe eines der Hauptpreise an Bernhard Stockmayer und seine Frau sowie an Diplom-Agrarbiologin Anette Bürkle habe man auf einen kleinen Bauernhof aufmerksam machen wollen, wo der Versuch neuartiger biologischer Bewirtschaftung gewagt werde. Auf der Maisenburg am Rande des Tals der Großen Lauter würden Ziegen artgerecht gehalten und ohne Kraftfutter und Silage ernährt, dort würde unterdurchschnittliches Einkommen in Kauf genommen, um gesund zu leben und zu produzieren.
Ein weiterer Hauptpreis ging an Helmut Fröhlich, der in Veringenstadt in beispielhafter Weise einen Hof führt. Biotopvernetzung, Wiederherstellung der ursprünglichen Kulturlandschaft und jetzt biologische Bewirtschaftung würden wertvolle Erfahrungen liefern, erläuterte Rathfelder. Den dritten Hauptpreis gab es für Georg Traub aus Neuweiler bei Calw.
Sonderpreise gingen an den Teck-Neuffen-Gau des Albvereins sowie an Andreas Munk und Harald Straub aus Wendelsheim. Die Pflege von Wacholderheiden – im „Ochsenboschen“ konnte ein prägendes Element der Landschaft wieder zur Schau gestellt werden – bescherte dem Albverein Rietheim eine Anerkennung. Die gab es auch für die Mehrstetter Albvereinler für die Erhaltung einer Feldhüle und ebenfalls die Pflege von Wacholderheiden.
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