Geschichte des SHB

Plakat mit einem Fachwerkhaus vor der untergehenden Sonne
Das Gründungsplakat des Vereins von Walter Strich-Chapell 1909

Als Württembergischer Bund für Heimatschutz wurde der Schwäbische Heimatbund am 12. März 1909 in Stuttgart gegründet. Die Satzung nannte als Vereinsziel, die schwäbische Heimat in ihrer natürlichen und geschichtlich gewordenen Eigenart zu schützen.

Für die Gründung 1909 gab es zwei Anlässe: Dies war zum einen der Platanenstreit, der die Tübinger Bürger ungeheuer erregte: zum anderen war es der Deutsche Bund für Heimatschutz, der sich 1904 in Dresden formierte. Der Tübinger Professor Carl Johannes Fuchs bezog nicht nur heftig Partei gegen das Fällen der Bäume auf der Neckarinsel, sondern sprach sich auch dafür aus, einen eigenen Landesverband zu bilden – gegen Kapitalismus und Industrialisierung, gegen Landschaftszerstörung und wuchernde Siedlungen, aber eben auch gegen die Beseitigung landes- und ortstypischer Eigenarten, wie die Tübinger Platanen.Das Gründungsplakat

Bereits nach einem Jahr vergrößerte sich das Vereinsgebiet, und eine Namenserweiterung war erforderlich. Ab 1910 nannte man sich Bund für Heimatschutz in Württemberg und Hohenzollern. 1929 zählte der Verein 5.120 Mitglieder

In der Zeit nationalsozialistischer Herrschaft

Nach 1933 stiegen die Mitgliedszahlen kontinuierlich auf über 8.000 an. In sämtlichen 64 württembergischen Amtsstädten und Ämtern gab es insgesamt 120 Ortsgruppen. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch eine große Kooperationsbereitschaft des Vereins mit dem NS-Staat. So wurden beispielsweise im Jahr 1935 Nichtarier aus dem Verein ausgeschlossen. Eine völlige Gleichschaltung ergab sich 1939, als dem Verein mit August Lämmle ein Vorstand von den Nazis oktroyiert wurde.

Nach den Zweiten Weltkrieg, in dem die Geschäftsstelle des Vereins zerstört und alle schriftlichen Unterlagen vernichtet wurden, kam es am 5. Februar 1949 unter dem neuen Namen „Schwäbischer Heimatbund“ zur Wiederaufnahme der Vereinsarbeit.

Beständigkeit und Beharrlichkeit

Seit seiner Gründung gehören Denkmalschutz, Landeskunde, Geschichte und Kunstgeschichte zu den zentralen Aufgaben des Vereins. Das Plakat des Bundes von 1911 war programmatisch gemeint: das erhaltenswerte, ortsbildprägende Fachwerkhaus, der mittelalterliche Kirchturm, ein idyllischer, unverbauter Flusslauf und – besonders symbolträchtig – ein alter, blühender Kastanienbaum. Ungeachtet aller gesellschaftlichen Wandlungen, Krisen, Umwälzungen änderte sich daran über 100 Jahren hinweg nichts. Allein der Naturschutz hat nach 1949 noch an Bedeutung hinzu gewonnen.

Der Heimatbund stellt sich seiner Vergangenheit

Im Jahr 2009 feierte der Schwäbische Heimatbund seinen 100. Geburtstag. Dies nahm der Vorstand zum Anlass, in Zusammenarbeit mit der Akademie Hohenheim eine Tagung zur Geschichte der Heimatschutzbewegung in Württemberg und Hohenzollern durchzuführen. Ausführlich wurde dabei auch auf die Rolle des Heimatbundes in der NS-Zeit und in den ersten Jahren seiner Wiedergründung nach 1945 eingegangen. Angestoßen von der Tagung beschloss der Vorstand:

  • die Lebensläufe der Ehrenmitglieder wissenschaftlich zu erforschen sowie deren Wirken und Würdigung kritisch zu hinterfragen;
  • den 1935 gefassten Beschluss, nichtarische Mitglieder auszuschließen, förmlich zu widerrufen. Nachdrücklich bedauert er die Ausgrenzung von Mitgliedern ebenso wie das Stillschweigen zur nationalsozialistischen Rassenpolitik, die Schwaben jüdischen Glaubens oder Herkunft sowie andere Minderheiten aussonderte, verfolgte, entrechtete und ermordete.

Beiträge zur Geschichte des Schwäbischen Heimatbundes

Standpunkte

Heute steht der Verein ganz vorne in der Reihe derer, die sich zu Wort melden und Gehör finden, wenn es darum geht, die Kultur und Natur unseres Landes zu wahren, ihre Geschichte zu erfahren und zu verstehen und die Entwicklung unserer Heimat vernünftig und respektvoll zu begleiten.
Um dorthin zu gelangen, bedurfte es langjähriger kompetenter Arbeit, überzeugender Tätigkeit in der Praxis, unzähliger Aktionen und Einmischungen, vielfältiger Kontakte und eines weit reichenden Netzwerks in Natur- und Denkmalschutz, an den Universitäten und Museen, bis hinein in die Politik der Kommunen, des Landes und des Bundes sowie vielen anderen Institutionen, die an der Entwicklung unserer Gemeinschaft mitwirken.

Wir verstehen den Schwäbischen Heimatbund und seine Mitglieder als notwendigen Partner. Staat, Land und Kommunen können nicht alle Probleme allein lösen. Sie brauchen Mitdenker, Mitstreiter und auch Kritiker. Dies ist unser Standpunkt: Wir wollen auch künftig ein Anwalt sein für dieses Land und werden uns weiterhin überall dort einmischen und engagieren, wo wir es aufgrund unserer über 100-jährigen Satzung für erforderlich halten.

Titelbild des Buches

Mehr über die Geschichte des Schwäbischen Heimatbundes ist in dem Buch zum Jubiläum sowie in folgenden Ausgaben der „Schwäbischen Heimat“ nachzulesen: 1984/2 (75 Jahre SHB), 1999/2 (90 Jahre SHB), 2009/1 und 2009/2 (100 Jahre SHB) nachzulesen.

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