Kleine Kapelle Außenansicht

St.-Blasius-Kapelle in Burgrieden-Rot

In spätbarockem Weiß und Gelb leuchtet die St.-Blasius-Kapelle im Straßenraum von Burgrieden-Rot. Die Eckpilaster und der markante Giebel unterstreichen die repräsentative Erscheinung, obwohl der Bau nicht größer als eine Garage ist. | Foto: Bernd Langner

Die Kapelle in Burgrieden-Rot (Kreis Biberach) übernahm der Heimatbund im Jahr 1991 als Schenkung in seinen Besitz, nachdem er schon 1978 die Trägerschaft über eine umfangreiche Sanierung übernommen hatte. Das ortsbildprägende Gebäude befand sich damals in einem erbarmungswürdigen, ja gefährdeten Zustand, doch mit Geldern des Landes konnte sie denkmalgerecht instandgesetzt werden. Zuletzt gab es Sanierungsarbeiten in den Jahren 2003 und 2006.

In diesem erbarmungswürdigen Zustand befand sich die Kapelle im April 1979, nachdem sie herrenlos und ungenutzt direkt an einer viel befahrenen Straße dem Verfall preisgegeben war. (Bildarchiv SHB)

Das war mal anders! 1974 sprach sich der Kirchengemeinderat von Rot für den Abriss aus, weil die Kapelle an einer sehr ungünstigen Lage ist und somit weder zum privaten noch zum gemeinsamen religiösen Gebrauch benutzt werden kann. Dem Bürgermeisteramt Burgrieden zufolge war die Kapelle 1977 in einem solch miserablen Zustand, daß sie nicht mehr erhaltenswert sei. Zudem erschien die Kapelle auch für den Verkehr ein nicht zu übersehendes Hindernis. Heute befindet sie sich an der Orsenhauser Straße am Ortsausgang von Rot in einem sehr guten Zustand und stellt ein Schmuckstück im Ortsbild dar, obwohl zwischen die Eingangstüre und die viel befahrene Straße nur noch der schmale Gehweg passt.

Die Kapelle stammt aus dem Jahr 1848. Baumeister und Stuckateur nahmen noch die Tradition oberschwäbischer barocker Kapellen auf, doch mit ihrer ruhigen Gestalt und Gliederung, dem Dreiecksgiebel über dem Eingang sowie dem Verzicht auf Ornamente und Figuren gibt sich die Blasiuskapelle als Kind des 19. Jahrhunderts zu erkennen. Sie misst etwa 3 x 4 m und bietet höchstens sechs Personen Platz. Der Grund für die Errichtung dieser Wege- oder Hofkapelle ist nicht bekannt. Es darf vermutet werden, dass sie auf die Stiftung einer Privatperson zurückgeht – womöglich als Dank für die ersehnte Genesung eines Familienangehörigen. Auftraggeber war der Bauer Blasius Rapp. Der Heilige Blasius gilt als einer der 14 Nothelfer. Er war Bischof von Sebaste, dem heutigen Sivas in Mittelanatolien, und erlitt im Jahr 216 den Märtyrertod. Der Heilige soll insbesondere bei Krankheiten des Halses Fürbitten erhören. Seine Attribute sind Hechelkamm, Schweinskopf und gekreuzte Kerzen. Es ist anzunehmen, dass es in der Kapelle einst eine St.-Blasius-Figur gab; sie ist jedoch verschollen. Heute ist im Chorschluss – gesichert hinter einem Gitter – ein kleiner Altar mit zwei Engeln, einer Sebastiansfigur, einer betenden Jungfrau Maria, der Figur der Hl. Ottilie sowie einem versilbertem Bronzekruzifix zu finden.

Figuren hinter einem Gitter
In dem kleinen gesicherten Schrein begegnet den Besuchern das Gnadenbild der betenden Madonna hinter einem versilberten Kruzifixus. Ihre Begleiter sind zwei kleine Engel, der Hl. Sebastian im Martyrium und die Hl. Ottilie, die an zwei Augen auf dem Buch zu erkennen ist. (Foto: Bernd Langner)

Manches landschafts- oder ortsbildprägende Gebäude wäre schon längst verschwunden, wenn sich nicht Privatpersonen, Unternehmen oder Vereine für deren Erhalt einsetzen würden. Die Spendenbereitschaft der SHB-Mitglieder ist ein Garant dafür, dass auch in Zukunft unsere Kulturdenkmale unterhalten werden können und – wer weiß? – vielleicht auch einmal wieder eines hinzukommt.

Die Schlüssel zur Kapelle verwahrt seit etwa 30 Jahren eine Dame aus der Nachbarschaft. Sie sorgt auch dafür, dass stets Kerzen brennen. Der Schwäbische Heimatbund ist ihr für ihren ehrenamtlichen Einsatz zu großem Dank verpflichtet.

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