Pfarrerin Monika Renninger wurde im vergangenen Herbst mit der Otto-Hirsch-Auszeichnung geehrt, für ihre »tiefe Verwurzelung im interreligiösen, interkulturellen und vor allem christlich-jüdischen Dialog, ihr wirkmächtiges Eintreten für gesellschaftlichen Diskurs und eine nachhaltig gelebte und erfahrbare Gedenkkultur und für ihr Engagement für gesellschaftliche Bildung und Begegnung in Stuttgart«. Der Hospitalhof wurde unter ihrer Leitung zu einem der Impulsgeber für interreligiösen Dialog sowie zu einem Ort für interkulturelle und interreligiöse Begegnungen in Stuttgart.
Was ist Ihre Verbindung zum Schwäbischen Heimatbund?
Vor einigen Jahren ist der SHB auf mich zugekommen, auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten für seine Vortragsreihe, die bis dahin im großen Foyer der L-Bank stattgefunden hatte. Als Bildungseinrichtung ist der Hospitalhof dafür natürlich ein geeigneter Ort. 2020 haben wir dann außerdem erstmals gemeinsam mit dem SHB und anderen Partnern den Heimat-Tag »Wir! Heimat als Haltung« ausgerichtet.
Bildung, Kultur und Spiritualität sind zentrale Begriffe im Leitbild des Hospitalhofs. In welches Verhältnis dazu würden Sie »Heimat« setzen?
Heimat hat kulturgeschichtlich mit Sprache, Religion, Landschaft und vielem mehr zu tun. Sich damit auseinanderzusetzen, was Heimat ist, ist relevant für die Gesellschaft, aber auch für die persönliche Selbstvergewisserung. Es ist wichtig, immer wieder über das eigene Befinden hinauszugucken. Wo machen Menschen Gemeinschaftserfahrungen? Das kann vieles in Frage stellen, sogar den Familienbegriff. Wenn man an einem anderen Ort, in anderen Zusammenhängen lebt, kann man sich weitere Heimaten schaffen. Ich spreche deshalb nicht von anderen, sondern ganz bewusst von weiteren Heimaten.
Im April richten Sie im Hospitalhof gemeinsam mit dem Schwäbischen Heimatbund und anderen wichtigen Akteuren den nächsten Heimat-Tag aus. Was erhoffen Sie sich von der Veranstaltung, welche Aspekte sind Ihnen wichtig?
Für uns ist das eine schlüssige Folgeveranstaltung zum Heimat-Tag 2020. Der Titel ist dieses Jahr »Wer wir sind! Wer sind wir?«. Wir wollen mit dem Programm ganz bewusst ein generationenübergreifendes Publikum ansprechen. Deshalb wird es vor der großen Podiumsdiskussion am Abend tagsüber Workshops mit Schülern und Jugendlichen geben und auch noch eine Lesung. Darum, dass wir als Hospitalhof den kirchlichen Schwenk einbringen, geht es gar nicht. Wir stellen aus der christlichen Tradition heraus Fragen, wie andere auch. Wir wünschen uns Leute, die nachdenken wollen – die gemeinsam miteinander nachdenken wollen.Der Hospitalhof hat ein allgemein politisch und gesellschaftlich interessiertes Publikum. Die Kooperationspartner bringen – wie zum Beispiel das Deutsch-Türkische Forum oder die Landeszentrale für Politische Bildung, der Landesjugendring oder eben auch der SHB – jeweils ihr eigenes Publikum mit. Das ergibt neue Mischungen und die positive Herausforderung, nicht immer nur im Vertrauten zu bleiben. Dass der Heimat-Tag offiziell eingebunden sein wird in die Feierlichkeiten zum 70. Geburtstag des Landes Baden-Württemberg freut uns natürlich ganz besonders.
Die Fragen stellte Hanne Knickmann im Januar 2022
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