Titelbild eines Buches

»Ich kan yetzo nit mee«. Johannes Reuchlin unterwegs im Dienst Württembergs

Begleitbuch und Katalog zur Ausstellung des Landesarchivs Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart, bearb. von Erwin Frauenknecht unter Mitarbeit von Peter Rückert und Maren Volk. Kohlhammer Verlag Stuttgart 2022. 117 Seiten mit zahlreichen Abbildungen. Kartoniert 12,– €. ISBN 978-3-17-042567-5

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Bis zum 16. Dezember 2022 war im Hauptstaatsarchiv Stuttgart eine Ausstellung über den südwestdeutschen Humanisten, Juristen und Diplomaten Johannes Reuchlin und insbesondere über dessen Aktivitäten im Dienste Württembergs zu sehen. Zu ihr liegt ein sorgfältig redigiertes, mit gut ausgewählten, qualitativ hochwertigen Abbildungen versehenes Begleitbuch vor, das zugleich als Katalog zur Ausstellung diente.

Einem kurzen Vorwort von Peter Rückert folgen zwei einführende Beiträge von Erwin Frauenknecht zum Leben Reuchlins sowie zu dessen Reisen und Tätigkeiten im Dienste Württembergs. 1455 in Pforzheim geboren, kam er zunächst in den Kontakt mit dem Hof des Markgrafen Karl I. von Baden und begleitete den Sohn Christoph I. 1473 zum Studium in Paris. Von 1474 an weilte Reuchlin manche Semester an der Universität Basel, danach an den französischen Universitäten Paris, Orléans und Poitiers, wo er 1481 sein juristisches Studium zum Abschluss brachte. Es folgte eine Reise 1482 als Sekretär und Übersetzer Graf Eberhards von Württemberg nach Rom. 1484 heiratete er reich und konnte sich, selbst aus wenig wohlhabenden Verhältnissen stammend, dadurch die Erlangung des für seine diplomatischen und richterlichen Tätigkeiten unabdingbar wichtigen Doktortitels leisten. 1490 begleitete er Eberhards illegitimen Sohn Ludwig nach Rom. 1486 nahm er an der Wahl und Krönung König Maximilians 1492 teil und unternahm in den Jahren bis 1496 als hervorragend qualifizierter, versierter Jurist und Diplomat zahlreiche Reisen insbesondere im deutschen Südwesten, um im Auftrag seines Landesherrn an Gerichtsprozessen und Schiedsgerichten teilzunehmen. Mit Herzog Eberhard II. wollte er aufgrund dessen Beteiligung 1488 an der Verhaftung Konrad Holzingers, eines engen Vertrauten des neuen Herzogs, nichts zu tun haben und wechselte in die Dienste des Kurfürsten Philipp von der Pfalz. Nach der Absetzung Eberhards II. 1498 kehrte Reuchlin nach Stuttgart zurück, betätigte sich aber wohl nicht mehr als Jurist und Diplomat des Herzogshauses. 1502 übernahm er das Amt eines Richters im Dienst des Schwäbischen Bundes. Im Zusammenhang mit dieser Tätigkeit steht sein Gutachten 1510 über jüdische Bücher, dem sich der jahrelang währende heftige »Judenbücherstreit« anschloss. Von diesem Streit, der ihn bis zu seinem Tod im Jahr 1522 begleitete und belastete, zeugen viele Briefe, die er in diesen Jahren zumeist von Stuttgart oder seinem Landsitz in Ditzingen aus verschickte und in denen er auch seinen angeschlagenen Gesundheitszustand erwähnte.

Die Italienreisen Reuchlins werden von Wolfgang Mährle in einem separaten anschaulichen Beitrag dargestellt. Peter Rückert wendet sich in seinem Artikel Reuchlins oftmaligen, zum Teil längeren Aufenthalten in renommierten Heilbädern wie Bad Liebenzell, Baden-Baden und Wildbad sowie Reuchlins dort gemachten Erlebnissen und Bekanntschaften zu. Den Abschluss bildet ein kurzer Text von Christian Herrmann über Reuchlins Buchbesitz und Buchgebrauch, seine Beziehungen zu Verlegern und Druckern (insbesondere Thomas Anshelm) und auch über seine Publikationen. Deren Ausstellungstücke stammen, wie zu erwarten, zum großen Teil aus den reichen Beständen der Württembergischen Landesbibliothek.

Der Katalogteil wird eingeleitet durch eine Karte mit den wichtigsten Aufenthaltsorten Reuchlins (Tübingen ist hier versehentlich unter den Tisch gefallen). Zwei weitere Karten gelten den von Reuchlin und seinen Freunden besuchten Heilbädern (S. 36) bzw. seinem Itinerar als württembergischer Gesandter (S. 66). Auf S. 52 findet man die zweispaltige Zeittafel zu »Johannes Reuchlin und der deutsche Südwesten um 1500«.

Der Anhang enthält außer dem Beitrag »Musik- und Texte um Johannes Reuchlin« (S. 103–109), den man eigentlich im Katalogteil hätte erwarten können, u.a. ein Verzeichnis der Quellen und Literatur (S. 110–114).

Thomas Wilhelmi

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