Voralpenlandschaft mit großer Wiese

Die Träger des Kulturlandschaftspreises 2012

Das Weidegras dieser Allgäuer Landschaft ist die Grundlage für die Milch der Käsküche Isny – Preisträger 2012 (Foto: Preisträgerarchiv SHB)

Seite in einer Zeitschrift
Bericht Kulturlandschaftspreis 2012

Ein ausführlicher Bericht über die Preisträger 2012 steht Ihnen als Auszug aus der Zeitschrift “Schwäbische Heimat” (pdf-Datei) zur Verfügung.

Die Träger des Hauptpreises 2012

NABU Ortsgruppe, Obersulm (Kreis Heilbronn)

Menschen rechen Gras an einem steilen Hang zusammen
Träger des Kulturlandschaftspreises 2012: Die NABU-Ortsgruppe Obersulm pflegt und betreut seit 1981 die als Naturdenkmal geschützte Wolfsklinge in Obersulm-Sülzbach (Foto: Preisträgerarchiv SHB/privat).

Die 1979 gegründete Gruppe pflegt und betreut seit 1981 die als Naturdenkmal geschützte Wolfsklinge in Obersulm-Sülzbach. Der wegen seiner topografischen Beschaffenheit nicht für den Weinbau geeignete, 2,5 ha große Tal-Einschnitt wurde in der Vergangenheit als Streuobstwiese genutzt, verbuschte jedoch aufgrund seiner geringen Rentabilität zuletzt immer mehr. Ein charakteristischer Teil unserer Kulturlandschaft – die natürliche Vegetation der Keupersüdhänge im Unterland – drohte zu verschwinden. Seit nunmehr über 30 Jahren mäht und rodet die Gruppe die Klinge und erhält auf diese Weise eine Steppenheide-Flora, die als idealer Standort für zahlreiche Orchideenarten dient. Eigene Motormäher und -sensen sind im Einsatz, doch viele Arbeiten müssen aufgrund der starken Hangneigung von Hand durchgeführt werden. Darüber hinaus widmet sich die Gruppe an verschiedenen Standorten mit Nistkastenprogrammen intensiv dem Vogelschutz, betreut Amphibien während ihrer Wanderungszeiten und pflegt mehrere Streuobstbestände und Trockenhänge. Eine selbst errichtete Trockenmauer in einem Willsbacher Weinberg dient als Lebensraum für unzählige Tiere und über 10.000 Pflanzenarten.

Helmut Mager, Vaihingen/Enz (Kreis Ludwigsburg)

junge Menschen bauien an einer Mauer im Wald
Träger des Kulturlandschaftspreises 2012: Die Arbeit mit Jugendlichen ist ein wichtiger Baustein im jahrzehntelangen Engagement von Helmut Mager aus Vaihingen/Enz (Foto: Preisträgerarchiv SHB/privat).

Nach Jahrzehnte langem Engagement für die Kulturlandschaft wird Helmut Mager nicht für ein einzelnes Projekt, sondern für sein Lebenswerk geehrt. Neben verschiedensten Aufgaben für den Schwäbischen Albverein und den NABU ist er seit langen Jahren auch Hornissen- und Fledermausberater der Stadt Vaihingen und Berater für Streuobstwiesen für die Stuttgarter Albvereinsjugend. Zu seinen Aktivitäten zählt das Auflesen von Mostobst, das sonst auf den Wiesen liegenbleiben würde. Eine mobile Safterei hilft, den Süßmost zu günstigen Preisen unter die Leute zu bringen. Über 100 qm Trockenmauern hat er aufgerichtet; entlang der Metter organisiert er Putzaktionen und pflegt Magerrasen in Häfnerhaslach. Seine Nistkästen dienen Vögeln, Fledermäusen und Hornissen als Refugium; um deren Reinigung bemüht er sich mit Kindergartenkindern. Und als ob dies alles nicht genügen würde, erwarb er zuletzt in Unterriexingen 90 ar Intensivgrünland und wandelte es mit 24 selbst gepflanzten Hochstämmen in eine extensive Streuobstwiese um.

Schäfereibetrieb Helmut Allmendinger, Dürnau (Kreis Göppingen)

Schäfer mit Hund und Herde
Träger des Kulturlandschaftspreises 2012: Seit 30 Jahren betreibt Helmut Allmendinger aus Dürnau im Nebenerwerb einen Schafzuchtbetrieb mit rund 260 Mutterschafen (Foto: Preisträgerarchiv SHB/privat).

Seit 30 Jahren betreibt Helmut Allmendinger im Nebenerwerb einen Schafzuchtbetrieb mit rund 260 Mutterschafen mit einer Betriebsfläche von ca. 65 ha. Die Beweidungsflächen befinden sich auf den Gemarkungen von Dürnau und Gruibingen. Die 15 ha Halbtrockenrasen in verschiedenen Gruibinger Naturschutzgebieten mussten früher mangels Beweidung mit hohem Aufwand offengehalten werden. Nun leisten die Tiere in stationärer Haltung und Koppelbeweidung einen erheblichen Beitrag bei der Entwicklung von Wacholderheiden und Magerrasen und tragen somit zum Erhalt eines wesentlichen Kulturlandschaftselements am Rande der Schwäbischen Alb bei. Unterhalb des Albtraufs beweidet die Schafherde auf Dürnauer Gemarkung rund 20 ha Streuobstwiesen und verhindert auch dort die Sukzession wichtiger Flächen, was letztlich auch dem Vogelschutz dient. Helmut Allmendinger leistet einen nachhaltigen Beitrag zur Erhaltung der Kulturlandschaft und ist ein wichtiger Partner der Naturschutzbehördenbei der Offenhaltung naturschutzwichtiger Flächen.

Reinhold Vollmer, Rottenburg (Kreis Tübingen)

Steillagen in einem Weinberg
Träger des Kulturlandschaftspreises 2012: Hoch türmen sich die von Reinhold Vollmer sanierten mächtigen Trockenmauern bei Rottenburg über den Neckar die Remmingsheimer Steige hinauf (Foto: Preisträgerarchiv SHB/privat).

Um den Erhalt eines Steillagenweinbergs in Rottenburg hat sich Reinhold Vollmer verdient gemacht. Als er 1999 den Hang erwarb, war er in einem völlig verwahrlosten Zustand. Schlehen, Waldreben und Brombeeren hatten den ehemaligen Weinberg überwuchert. In vierjähriger Arbeit setzte er die Natursteinmauern wieder instand und pflanzte danach wieder Rebstöcke. Auf diese Weise erhielt der Weinberg wieder das Aussehen, das er auch in vergangenen Jahrhunderten besaß. Zusätzlich erwarb er 2010 ein benachbartes Grundstück, rodete es, richtete die Trockenmauern wieder auf und pflanzte neue Reben. Durch sein Engagement hat Reinhard Vollmer für den Erhalt eines typischen Stücks Kulturlandschaft am oberen Neckar gesorgt.

Hohensteiner Weidelamm, Annette u. Torsten Sellenthin, Hohenstein-Bernloch (Kreis Reutlingen)

Schafherde
Träger des Kulturlandschaftspreises 2012: Die Schafherde von Annette und Torsten Sellenthin aus Hohenstein-Bernloch ist die Kernzelle des Projekts Hohensteiner Weidelamm(Foto: Preisträgerarchiv SHB/privat).

Inmitten der charakteristischen Kalkmagerrasen und Wacholderheiden auf der Schwäbischen Alb arbeiten die Sellenthins mit ihrer kleinen Schaf- und Ziegenherde. Um die die seit Generationen beweidete Kulturlandschaft vor der Verbuschung zu retten, hat sich das Ehepaar gemeinsam der Pflege dieser Flächen verschrieben und leistet somit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt und der besonderen Landschaft unseres Landes. Auf den weit verstreuten Weideflächen betreiben sie Koppelschäferei. Die Schafe treiben sie gemeinsam mit Altdeutschen Hütehunden meist zu Fuß von Fläche zu Fläche. Die Tierhaltung geschieht möglichst naturnah; die Lämmer bleiben so lange wie möglich bei ihren Müttern. Während der Aufzuchtperiode wird auf Kraftfutter und sonstige Zufütterung vollkommen verzichtet. Durch die Bewegung entwickeln die Tiere zudem ein besonderes Fleisch. Auf natürlich-handwerkliche Art entstehen schließlich besonders hochwertige Lebensmittel.

Kinderregenwald-Team der Edith-Stein-Schule, Ravensburg (Kreis Ravensburg)

Jugendliche pflanzen Obstbäume
Träger des Kulturlandschaftspreises 2012: Das Kinderregenwald-Team der Edith-Stein-Schule in Ravensburg pflanzt regelmäßig Obstbäume (Foto: Preisträgerarchiv SHB/privat).

Das Kinderregenwald-Team feierte 2011 sein 20-jähriges Jubiläum. Hauptziel ist der Erhalt von Regenwaldgebieten in Costa Rica und Ecuador. Mit Spendensammelaktionen, Ausstellungen und vielen Aktionen gewinnen die Kinder vielfältigste Unterstützung. Zu den regionalen Aktivitäten gehören das Pflanzen von Streuobstbäumen und die Vergrößerung der Streuobstwiesenflächen im Kreis Ravensburg. Auf diese Weise wird ein besonders kennzeichnendes Landschaftselement Oberschwabens gepflegt. Gleichzeitig werden gesunde Säfte ohne den Einsatz von Pestiziden erzeugt. Der Erlös fließt wieder in die Regenwaldprojekte. Seit 1996 wurden bei 52 Pflanzungen 1.526 Bäume gesetzt. Im vergangenen Jahr beteiligten sich über 70 Schülerinnen und Schüler an der Aktion. So vermittelt das Team nicht nur den Naturschutzgedanken, sondern auch die Bedeutung eines fairen Umgangs der Menschen mit ihren Ressourcen und untereinander.

Käsküche Isny, Evelyn Wild, Isny im Allgäu (Kreis Ravensburg)

sieben Frauen liegen im Gras um einen großen Käselaib herum
Träger des Kulturlandschaftspreises 2012: Die Damen der Käsküche Isny (Foto: Preisträgerarchiv SHB/privat).

Die handwerklich ausgerichtete Allgäuer Biosennerei von Evelyn Wild hat sich schon lange eine ehrliche, konsequente und nachhaltige Art der Landwirtschaft zum Ziel gesetzt. Eine artgerechte Tierhaltung der Lieferbetriebe dient der Verbesserung der Artenvielfalt. Extensive Grünland-Bewirtschaftung trägt zum Erhalt wichtiger Gräser und Kräuter bei, die für ein hochwertiges Heu sorgen. Vielfältige Landschaftspflege kennzeichnet das Bemühen der beteiligten Landwirte um den Erhalt der Kulturlandschaft des Allgäus. Ein Naturschutzberater unterstützt sie dabei. Alle Kühe werden von Frühjahr bis Spätherbst auf der Weide gehalten; auf leistungsförderndes Kraftfutter wird verzichtet. Ziel der Käseküche ist es, bis zu 100% Milch von hörnertragenden Tieren zu verarbeiten. Die frische Milch wird schonend verarbeitet; die jahreszeitlich bedingten Rohmilcheigenschaften kommen bei der Käseherstellung zum Tragen. Lange Reifezeiten sorgen für optimale Qualität und Geschmack. Durch einen Milchpreis, der bundesweit an oberster Stelle steht, bietet die Käsküche Isny bäuerlichen Familienbetrieben eine Zukunftsperspektive.

Sonderpreis Kleindenkmale 2012

Franz Schmid, Zwiefalten-Gauingen (Kreis Reutlingen)

Kreuzigungsgruppe in einer Kapelle
Sonderpreis Kleindenkmale zum Kulturlandschaftspreis 2012: Franz Schmid aus Zwiefalten-Gauingen dokumentiert und rettet viele Zeugen der oberschwäbischen Volksfrömmigkeit (Foto: Preisträgerarchiv SHB/privat).

Viele Zeugen der oberschwäbischen Volksfrömmigkeit sind in den Ortslagen und auf den Flurmarkungen noch erhalten. Durch Nichtbeachtung sind sie jedoch in großer Gefahr, verloren zu gehen. Um sich diesem Zerfall entgegenzustellen, hat Franz Schmid 2008 das Projekt »Religiöse Kleindenkmäler in und um Zwiefalten« gestartet und einige Erfolge erzielt. Im Bestreben, die Kleinodien zu sichern und zu renovieren sowie das Bewusstsein der Bevölkerung zu schärfen, hat Franz Schmid sämtliche religiösen Kleindenkmale in zwei Büchern dokumentiert. Im Vorfeld des ersten Buches löste er einen Ruck durch die Bevölkerung aus, denn viele Eigentümer ließen ihre Feldkreuze und Kapellen vor der Publikation sichern und instand setzen. In vielen Fällen legte der Preisträger selbst Hand an oder sorgte für Finanzierung und Koordination. 2010 veröffentlichte Franz Schmid zudem ein Wanderkartenbuch mit 82 Kleindenkmälern in und um Zwiefalten.

Martin Ludwig, Langenenslingen (Kreis Biberach)

Mann vermisst einen gemauerten Kanal
Sonderpreis Kleindenkmale zum Kulturlandschaftspreis 2012: Martin Ludwig aus Langenenslingen hat den Sägekanal und Wasserrad an der Langenenslinger Sägemühle wieder aufgebaut (Foto: Preisträgerarchiv SHB/privat).

Um den Wiederaufbau und Erhalt des Sägekanals sowie des Wasserrads an der Langenenslinger Sägemühle am Sandhof hat sich Martin Ludwig verdient gemacht. Die Mühle war 1936 errichtet worden. Zum Betrieb des oberschlächtigen Rades war ein Betonkanal angelegt worden, der über die Jahre erodierte und undicht wurde. Wurzeln drangen in das Kanalsystem ein. Um die vielen Haarrisse zu dichten, spritzte Martin Ludwig Kunstharz ein. Die oxidierten Eisen reinigte und versiegelte er. Mit Steinersatzmörtel wurden Fehlstellen ergänzt. Größere Bereiche wurden neu betoniert. Das schon mehrfach umgebaute Wasserrad besaß zuletzt nur noch 12 von 32 Schaufeln und lief unrund. Das Rad wurde ab- und wieder aufgebaut, die Schaufeln gereinigt und ergänzt; die Lager neu gefertigt. Bei seiner Arbeit orientierte sich Martin Ludwig am traditionellen Aufbau von Wasserrädern im Allgäu und im Schwarzwald.

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