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Cord Beintmann: Stuttgart. Architektur und Kunst

(Reclams Universal-Bibliothek Band 14158). Reclam Verlag Ditzingen 2021. 200 Seiten mit 21 farbigen Abbildungen, zahlreichen Plänen. Kartoniert € 12,80. ISBN 978-3-15-014158-8

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Der neueste Band der gelben Kunstreiseführer, die innerhalb von Reclams Universal-Bibliothek mit deren Nummerierung, aber zugleich in der ungezählten Unterreihe Reclams Städteführer Architektur und Kunst erscheinen, gilt der Landeshauptstadt Stuttgart. Der Autor, Cord Beintmann, ist freier Kulturjournalist und Autor in Stuttgart, wo er seit Beginn der 1990er-Jahre u.a. für die Landeszentrale für Politische Bildung Baden-Württemberg gearbeitet und publiziert hat. Eine Einführung thematisiert die beiden Schwerpunkte der Stadt: Wirtschaftszentrum und Kulturmetropole. Darauf folgen eine Zeittafel, die mit der Errichtung eines römischen Reiterkastells um 85/90 beginnt und bereits 2018 endet, als gäbe es seitdem nichts Vermerkenswertes, sowie ein Kulturkalender (der nur in Erwartung einer coronafreien Zukunft taugt). Es werden zunächst fünf Rundgänge vorgeschlagen, in deren Liste 15 Objekte durch farbige Markierung des Namens als besonders sehenswert hervorgehoben werden.

Diese Rundgänge korrespondieren jedoch nicht direkt mit den vier Kapiteln, die nach Zentrum, Westen/Süden, Norden und Osten samt Neckarvororten gegliedert sind, wozu noch ein Kapitel zu Ludwigsburg und Marbach am Neckar kommt sowie ein weiteres über Museen in Stuttgart mit knappen Informationen – dass für die Staatsgalerie zahllose Namen der dort ausgestellten Künstler aufgereiht werden, ist nicht wirklich hilfreich. Rundgänge kann man sich natürlich selbst zusammenstellen, indem man einfach die rot markierten Objekte in den Stadtvierteln abschreitet, unter denen sich auch unspektakuläre, gleichwohl interessante finden wie das erste eigens als Supermarkt konzipiert[e] Gebäude von 1955 (S. 144). Diese Objekte sind auf den drei Karten und den beiden Detailplänen für die Rundgänge verzeichnet, zwei weitere Pläne zeigen die Weißenhofsiedlung samt Umfeld sowie das Areal von Schloss Ludwigsburg. Die 21 ganz überwiegend kleinformatigen Abbildungen sind von passabler Qualität, ihre Auswahl wirkt jedoch recht beliebig: ganz überwiegend sind es die Highlights (der Fernsehturm fehlt), zuweilen aber auch wenig Bekanntes wie etwa die Brenzkirche in ihrer ursprünglichen Gestalt (S. 125) in einer historischen Aufnahme. Eine weitere zeigt die Kolonie Ostheim im Jahr 1895 (S. 127), die heute so nicht mehr wiederzuerkennen ist. Unter weiterführenden Informationen findet man zunächst Literaturhinweise – so gut wie ausschließlich Monographien – sowie eine Seite mit Internetadressen. Das Register berücksichtigt Gebäude und Verkehrsflächen, Namen nur in Verbindung mit ersteren, und ist nicht zuverlässig: Es fehlen z. B. das erwähnte Supermarktgebäude, das Schlosstheater in Ludwigsburg oder die Bronzeskulptur Montana I von Bernhard Heiliger; diese wird in dem Artikel über die beiden Gebäude der Württembergischen Landesbibliothek erwähnt, auch wenn die Skulptur wegen des Erweiterungsbaus bereits vor Jahren eingelagert wurde.

Es ist unklar, an welche Zielgruppe sich der Kunstführer wendet. Er taugt natürlich für Touristen, die nur wenige Tage in Stuttgart verbringen und die sich vermutlich mit einer Auswahl der erwähnten Objekte begnügen, größer dürfte der Nutzen für Bewohner Stuttgarts sein, die nach und nach Orte aufsuchen können. Da von den rund 250 Brunnen und Wasserspielen in Stuttgart hier nur die bedeutendsten erwähnt werden, kann man ergänzend einen kleinen Führer benutzen, den man kostenlos an der Pforte des Rathauses erhält. Bei einer Neuauflage sollte das leicht erreichbare Esslingen berücksichtigt werden, selbst wenn der Seitenumfang dann um einiges zunehmen müsste.

Klaus Schreiber

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