Titelbild eines Buches

Anton Philipp Knittel (Hrsg.): Ludwig Pfau

Revolutionsliteratur im deutschen Südwesten

(Forum Vormärz-Forschung e.V., Vormärz-Studien 44). Aisthesis Verlag Bielefeld 2022. 225 Seiten mit 18 Abbildungen. Paperback 30,00 €. ISBN 978-3-8498-1796-1

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Anlässlich seines 200. Geburtstags erinnerte die Stadt Heilbronn 2021 mit einer Reihe von Veranstaltungen an ihren Ehrenbürger Ludwig Pfau, den Achtundvierziger, Journalisten, Dichter, Kunstkritiker und Mitbegründer der Demokratischen Volkspartei. Das Literaturhaus Heilbronn führte dazu eine wissenschaftliche Tagung durch, deren überarbeitete Vorträge nun in einem Sammelband vorliegen. Unterstützt hat die Tagung und die Drucklegung ihrer Ergebnisse die Arbeitsstelle für literarische Museen, Archive und Gedenkstätten beim Deutschen Literaturarchiv Marbach. Den Einband ziert die Titelvignette von Ludwig Pfaus satirischem Karikaturenblatt Eulenspiegel, das in der Revolution 1848/49 im deutschen Südwesten eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt hat. Elf Beiträge umfasst der Sammelband, dazu die Einleitung des Herausgebers.

Als »schwäbischen Radikalen« hat man Ludwig Pfau bezeichnet, als »radikalen Demokraten«. Radikal war er wohl eher im Sinne von kompromisslos, was Freiheit und Volksherrschaft anging. Das hatte seine tiefe Abneigung gegenüber dem Bismarckreich von 1871 zur Folge. Im Umgang mit Ludwig Pfau und seinem Werk zeigen sich die Bruchlinien und Widersprüche seiner Zeit, hebt Anton Philipp Knittel in der Einleitung hervor. Diese waren von den Auseinandersetzungen zwischen den alten Gewalten und dem Ringen um ein freiheitliches Staatswesen geprägt, die im Vormärz begannen und mit der Niederwerfung der Revolution noch lange nicht beendet waren.

Peter Wanner (Heilbronn) skizziert zunächst den historischen Rahmen der Revolutionszeit 1848/49 am Beispiel Heilbronns und stellt die »Hauptakteure der Generation Pfau« vor. Wolfgang Alber (Reutlingen) geht auf den Zeitschriftsteller und Journalisten Pfau ein und erinnert an das Vermächtnis der 1848er an die Medienschaffenden von heute, einen Beitrag zu leisten »zur Kontrolle der Macht, zur Wahrheitsfindung und Willensbildung in der Gesellschaft«. Jürgen Frölich (Bonn) beschreibt den politischen Standort Pfaus, dem er eine »linksrepublikanisch-sozialliberale Position« zuerkennt, »die soziale Veränderungen für zwangsläufig hielt«. Olaf Briese (Berlin) wirft die Frage auf, ob Ludwig Pfau vielleicht als Anarchist gelten könne, und kommt zu dem Ergebnis, er sei eher ein »maßvoll provokanter Zeitgenosse« gewesen, »der nie geworden ist, sondern stets im Werden blieb«, ein seltsam anmutendes Urteil im Hinblick darauf, dass Pfau über Jahrzehnte hinweg seine demokratischen Grundsätze beharrlich vertreten hat. Erhard Jöst (Heilbronn) zeichnet Pfaus Weg als Lyriker nach, der den Weg aus der schwäbischen Dichterschule zur politischen Lyrik gefunden hat. Gunter E. Grimm (Düsseldorf) widmet sich ganz der politischen Lyrik Pfaus und nennt drei Ziele, um die es Pfau dabei vorrangig ging: »Abschaffung der Monarchie und Errichtung eines demokratischen Staates, Einigung Deutschlands und soziale Gerechtigkeit«. Peter Sprengel (Berlin) stellt die Wandernde Barrikade vor, eine in Bern 1849 anonym erschienene satirische Versdichtung über die Revolution, als deren Autor er neben Heinrich Loose auch Ludwig Pfau vermutet. Norbert Otto Eke (Paderborn) befasst sich mit Pfaus Karikaturenblatt Eulenspiegel als Waffe in der heißen Phase der Revolution. Lucas Muth (Heilbronn) analysiert Ludwig Pfaus Gedenkrede für Robert Blum. Sikander Singh (Saarbrücken) beschäftigt sich mit Pfaus Abhandlungen über die französische Literatur und betont dabei seine »spezifisch deutsche Identität«, in der er verhaftet geblieben sei. Im letzten Beitrag von Stefan Knödler (Tübingen) geht es unter dem Aspekt Revolution und Lebenspraxis um die ausgeprägte Impfgegnerschaft von Hermann Kurz.

Der vielseitige und lesenswerte Band über Ludwig Pfau weist über das im Untertitel genannte Thema Revolutionsliteratur im deutschen Südwesten hinaus und spiegelt ein Stück Demokratiegeschichte wider.

Ulrich Maier

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