Themenschwerpunkt 2013: Württemberg und das Reich der Zaren

Württembergisch-russisches Allianzwappen 1864 (König Karl / Königin Olga) | Landesmuseum Württemberg
Württemberg und Russland, der kleine deutsche Mittelstaat und das riesige Zarenreich – eigentlich wäre eine Geschichte von David und Goliath zu erwarten. Doch die Kontakte zwischen den so ungleichen Staaten waren überraschenderweise auf weiten Strecken geprägt von Respekt und Gleichrangigkeit, getrübt allenfalls, wenn die Beziehungen zwischen die Räder der großen europäischen Politik gerieten, wie 1812, als Württemberg Tausende von Soldaten für den in einer Katastrophe endenden Russlandfeldzug Napoleons zu stellen hatte.
Zum guten Auskommen miteinander haben sicher die dynastischen Eheverbindungen seit 1786 beigetragen. Am Zarenhof galten die württembergischen Prinzessinnen als gute Partie, im Gegenzug wurden Töchter der russischen Romanows durch Heirat württembergische Königinnen und Herzoginnen, wie König Wilhelms I. erste Frau Katharina und König Karls Frau Olga. 1857 erschien Stuttgart dem russischen Zaren Alexander und Kaiser Napoleon III. als geeigneter Ort für ein Gipfeltreffen, bei dem aus den Gegnern im grausam-blutigen Krimkrieg Bündnispartner wurden.
Doch auch unterhalb der Ebene des Hochadels waren die Beziehungen gut und fruchtbar. Schon Zar Peter der Große berief mit Vorliebe Tübinger Gelehrte als Professoren an die neu gegründete Universität in St. Petersburg, und dem russischen Adel galt die Hohe Karlsschule Herzog Karl Eugens als begehrte Bildungsstätte für seine Söhne. Gönninger Samenhändler belieferten über ein ausgeklügeltes System von Niederlassungen und Agenten das weite russische Reich mit ihrer Ware. Und in den 1780er Jahren und erneut 1816/17 erschien Württembergs Armen "Russisch-Polen" und dann der Kaukasus als gelobtes Land, wohin Tausende auswanderten. Ganze württembergische Dörfer entstanden, deren Bewohner nach 1940 umgesiedelt wurden. Viele der Nachfahren kehrten dann seit 1990 nach Deutschland zurück.
Wir laden Sie ein, mit dem Schwäbischen Heimatbund in Vorträgen und auf Reisen mehr zu erfahren über die Geschichte der württembergisch-russischen Kontakte, diesem gerade auch fernab der Pracht der Höfe so faszinierenden Kapitel der württembergischen Geschichte.
Diese Veranstaltungen finden mit freundlicher Unterstützung der L-Bank - Staatsbank für Baden-Württemberg - statt.
Vortragsreihe:
Württemberg und das Reich der Zaren
Beachten Sie auch die zugehörigen Reisen und Exkursionen.
Die Vorträge finden statt im Foyer der L-Bank
in Stuttgart, Börsenplatz 1.
Zu erreichen mit: U 9 und U 14,
Haltestelle Friedrichsbau (Börse).
Kostenbeitrag (nur Abendkasse) Vorträge je € 3,- Euro
Saalöffnung jeweils 18.00 Uhr. Die Türen werden geschlossen, wenn die höchstzulässige Besucherzahl erreicht ist.
Dienstag, 19. Februar 2013
19.00 Uhr: Begrüßung der Gäste und Einführung in die
Vortragsreihe durch Fritz-Eberhard Griesinger, Vorsitzender des
Schwäbischen Heimatbundes.
anschließend: Prof. Jan Kusber, Mainz:
Zuneigung oder Staatsräson? Die württembergisch-russischen
Dynastenehen im europäischen Machtgefüge (Vortrag mit Lichtbildern).
Mit Russlands Aufstieg zur europäischen Großmacht heirateten die Romanows
zahlreiche Mitglieder deutscher Fürstendynastien. Darunter nahmen mit fünf
Eheschließungen die Beziehungen zu Württemberg einen besonderen Platz ein.
Welche Motive, welches Kalkül standen im Hintergrund und welche Folgen
waren mit diesen Ehen verbunden?
Dienstag, 26. Februar 2013
19.00 Uhr: Dr. Frank Raberg, Neresheim: »Zarenfieber«: Die Hoffnung auf die große Karriere. Württemberger im
russischen Staatsdienst, russischer Adel an der Hohen Karlsschule. (Vortrag mit Lichtbildern)
Seit der Westorientierung Russlands unter Zar Peter dem Großen entstanden
unterhalb der »großen Politik« neue, aufregende russisch-württembergische
Kontakte. Ein regelrechtes »Zarenfieber« brach aus: Württemberger gelangten
in St. Petersburg in hohe und höchste Positionen, und im Gegenzug besuchten
viele Söhne des russischen Adels, denen die meisten Universitäten Europas
verschlossen waren, die Stuttgarter Hohe Karlsschule.
Dienstag, 5. März 2013
19.00 Uhr: Dr. Susanne Dieterich: In den Augen des je Anderen. Das Württembergbild der Russen,
das Russlandbild der Württemberger – einst und heute. (Vortrag mit Lichtbildern)
Die Bilder, Urteile – und Vorurteile – von Württembergern und Russen von und
über die jeweils andere Nation waren und sind geprägt von Erfahrungen des
kulturellen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Austauschs, von persönlichen
Beziehungen, aber auch von Kriegsunheil und sogar Erinnerung an alte
dynastische Beziehungen. Alles wurde Teil des kollektiven Gedächtnisses
der Menschen, oft voller Faszination, so in der Schiller-Verehrung der Russen,
mitunter auch voll Furcht und Schrecken.
Dienstag, 12. März 2013
19.00 Uhr: Dr. Peter Haigis, Kernen: »Ach, da wurde das Gottvertrauen geprüft«.
Die württembergischen Auswandererzüge in den Kaukasus in den
Notjahren 1816/17. (Vortrag mit Lichtbildern)
Anfang des 19. Jahrhunderts drängten Tausende württembergischer Auswanderungswilliger
in Richtung Kaukasus. Diese späte Auswanderungswelle
verwundert angesichts der bereits fünfzig Jahre zuvor in vielen deutschen
Landschaften – außer in Württemberg – erfolgreich vollzogenen russischen
Anwerbung von deutschen Kolonisten. Indes, sie findet ihre Erklärung in der
damaligen politischen, sozialen und religiösen Lage in Württemberg.
Dienstag, 19. März 2013
19.00 Uhr: Dr. Wolfgang Mährle, Stuttgart: Sterben für Kaiser und König. Württemberg und der Russlandfeldzug
Napoleons 1812. (Vortrag mit Lichtbildern)
An dem in einer militärischen und menschlichen Katastophe endenden Feldzug
Napoleons nach Russland 1812 war auch ein württembergisches Kontingent beteiligt.
200 Jahre nach der Tragödie gewinnt die Wissenschaft neue Erkenntnisse
zu den Hintergründen des Kriegs, zu seinem Verlauf, den Kriegserfahrungen der
württembergischen Soldaten und zur historischen Erinnerung an den Feldzug.
Dienstag, 26. März 2013
19.00 Uhr: Begrüßung der Gäste durch Dr. Karl Epple, Vorstandsmitglied der L-Bank.
anschließend: In Russland "die Deutschen", in Deutschland "die Russen".
Russlanddeutsche Rückwanderer in Baden-Württemberg
Podiumsgespräch mit Prof. Michael Hermann, Kultusministerium (Einführung
und Moderation), Ministerialdirektor Manfred Stehle (Ministerium für
Integration), Nikita Gorbunov, Stuttgart, Liedermacher, Eugen Urbach, Magnitogorsk, jetzt Karlsruhe, und Hans Georg Kraus, Erster Bürgermeister der Stadt Ravensburg.
Vor 250 Jahren lud Katharina II. in ihrem 2. Einladungsmanifest deutsche
Untertanen ein, die Landschaften Russlands zu besiedeln. Die Geschichte der
nach Russland Ausgewanderten ist eine wechselvolle aus Auswanderung,
Vertreibung, Rückkehr nach Deutschland und immerwährender Auseinandersetzung
mit der eigenen Kultur, Identität und Sprache.
Seit 1990 siedelten rund zwei Millionen Russlanddeutsche nach Deutschland
zurück. Hier eine neue Heimat zu finden, erwies sich als weit schwieriger als
gedacht. Viele, auch die seither in Deutschland Geborenen, beschäftigt die
Frage, wer sie sind, wo sie zu Hause sind und was ihre Identität ist.
Ausklang der Vortragsreihe mit Wein und Brezeln.
Exkursionen und Reisen
Zu unserem Themenschwerpunkt Württemberg und das Reich der Zaren gehören auch zahlreiche Reisen aus unserem Programm Kultur- und Studienreisen 2013. Hier haben wir einen kurzen Überblick für Sie zusammengestellt. Die ausführlichen Beschreibungen dieser Reisen, viele andere spannende Reisen und weitere Informationen finden Sie in unserer Programmbroschüre Kultur- und Studienreisen 2013. Fordern Sie sie einfach an. Gabriele Tesmer berät Sie gerne unter Telefon 0711/23942-11.
Zu allen hier genannten Fahrten ist eine Anmeldung erforderlich.
Samstag, 4. Mai 2013
Hohenzollern und Russland –
die Burg Hohenzollern und das Kloster Kirchberg (Tagesfahrt mit Ulrich Feldhahn M.A.)
Preis: € 75,– pro Person (inkl. Busfahrt, Reiseleitung, alle Führungen, alle Eintrittsgelder)
Die dynastischen und politischen Beziehungen zwischen den
Herrscherhäusern Preußen (Hohenzollern) und Russland – ähnlich
Württemberg-Russland. Besuch der Burg Hohenzollern (Blicke auch hinter
sonst verschlossene Türen) und von Kloster Kirchberg.
Abfahrt: 9.00 Uhr Stuttgart, Karlsplatz |
Zustieg: 9.50 Uhr Tübingen, Busbahnhof (nur Hinfahrt)
Dienstag, 14. Mai, bis Sonntag, 19. Mai 2013
Russland und Württemberg:
Eine Spurensuche in und um St. Petersburg (6 Reisetage mit Dr. Dr. Rudolf Bütterlin)
Preis: (inkl. Taxiservice, Linienflüge [Economy] Stuttgart-St. Petersburg-Stuttgart,
Bustransfers, Reiseleitung, 5 Übernachtungen mit Halbpension, Bootsfahrt auf
der Newa, alle Führungen, alle Eintrittsgelder, Visagebühren und Visabeschaffung
[für deutsche Staatsangehörige; Abwicklung und evtl. Mehrkosten für andere
Nationalitäten bitte anfragen], Reiserücktritts-Versicherung): € 1.590,– pro
Person im Doppelzimmer (im Einzelzimmer: € 1.765,– pro Person)
Eine Reise auf württembergischen Spuren in und um
St. Petersburg. Im Zentrum stehen vor allem die Wirkungsstätten der
württembergischen Prinzessin und Zarengattin Sophie Dorothee, aber
auch der späteren württembergischen Königinnen Katharina und Olga, u.a.
deren Geburtsschlösser und Wohnsitze: Wassili-Insel, Isaaks-Kathedrale,
Kasaner Kathedrale, Stroganow-Palast, Palast Zarskoje Selo (Puschkin),
Schloss Pawlowsk, Anitschkow-Palast, Winterpalais und Eremitage, Peter- und
Pauls-Festung, Alexander-Newskji-Kloster, Schloss Peterhof (das
"russische Versailles"), Newa-Rundfahrt.
Donnerstag, 6. Juni 2013
Gedenktafeln für die Gefallenen des Russlandfeldzuges 1812 (Tagesfahrt mit Wolfgang Willig)
Preis: € 62,– pro Person (inkl. Busfahrt, Reiseleitung, alle Führungen)
Nur 500 von 15.800 württembergischen Soldaten des Russlandfeldzugs Napoleons kamen 1812 in die Heimat zurück. Rund um Rottenburg – und nur hier – finden sich in 13 Kirchen historisch bedeutsame künstlerisch gestaltete Gedenktafeln, die an die gefallenen Soldaten erinnern.
Abfahrt: 8.00 Uhr Stuttgart, Karlsplatz |
Zustieg: 8.50 Uhr Tübingen, Busbahnhof
Donnerstag, 13. Juni 2013
Auf den Spuren der russisch-orthodoxen Kirche in Stuttgart (Tagesfahrt mit Natalia Pfau M.A.)
Preis: € 49,– pro Person (inkl. Busfahrt, Reiseleitung, alle Führungen, alle Eintrittsgelder)
Die russisch-orthodoxe Kirche in und um Stuttgart einst und
heute: u.a. Besuch des Landesmuseums, Rotenberger Grabkapelle, St.
Nikolaus-Kathedrale und Hoppenlau-Friedhof, Alexander-Newskji-Kirche auf dem Pragfriedhof; in den Kirchen führen die Priester.
Treffpunkt: 9.00 Uhr Stuttgart, Karlsplatz
Dienstag, 18. Juni 2013
Friedrichshafen als königliche Sommerresidenz (Tagesfahrt mit Harald Schukraft)
Preis: € 75,– pro Person (inkl. Busfahrt, Reiseleitung, alle Führungen)
Besuch in dem seit der Säkularisation als königliche
Sommerresidenz genutzten Kloster Hofen (Urlaubsort von Königin Olga
und Herzogin Wera; heute Wohnsitz von Herzog Friedrich), auch des
privaten Schlossparks und nicht zugänglicher Repräsentationsräume.
Zuvor Besuch der Residenz Altshausen.
Abfahrt: 7.30 Uhr Stuttgart, Karlsplatz |
Zustieg: 8.15 Uhr Reutlingen, Alter Busbahnhof
Freitag, 11. Oktober 2013
Romanowas in Württemberg: Auf den Spuren der Königinnen
Katharina und Olga und der Herzogin Wera in Stuttgart (Tagesfahrt mit Dr. Nicole Bickhoff)
Preis: € 46,– pro Person (inkl. Busfahrt, Reiseleitung, alle Führungen, alle Eintrittsgelder)
Ganztägige Exkursion zu den russisch-württembergisch dynastischen
Beziehungen in und um Stuttgart, geführt von der Leiterin des
Hauptstaatsarchivs Stuttgart: Besuch der Ausstellung im Landesmuseum
und der Grablege unter Schlosskirche, Grabkapelle auf dem Württemberg,
russisch-orthodoxe Kirche, Villa Berg, Heilandskirche, russisch-württembergische
Archivalien im Hauptstaatsarchiv aus dem dort
verwahrten Archiv des Hauses Württemberg (u.a. Briefe, Tagebücher,
Heiratsverträge ....).
Treffpunkt: 9.45 Uhr Stuttgart, Innenhof Altes Schloss